Hamburg – Als Volker Kauder fertig ist, gibt es donnernden Applaus. Gerade hat der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag einen Vortrag zum Thema Religionsfreiheit gehalten. „Wo es keine Freiheit gibt, seinen Glauben zu bekennen, gibt es gar keine Freiheit“, sagte Kauder. Der konservative Politiker sprach über die Unterdrückung von Christen in China, berichtete davon, wie sich die Bundeskanzlerin für verfolgte Christen in Indonesien einsetzt und begrüßte Militäreinsätze gegen islamistische Terroristen.
Volker Kauder hielt seine Rede auf einem Wirtschaftskongress, dem von über 3000 Menschen besuchten „Kongress christlicher Führungskräfte“, der unter dem Motto „Mit Werten in Führung gehen“ vom 26. bis 28. Februar in Hamburg stattfand. Organisiert wird diese Tagung von der evangelischen Nachrichtenagentur idea, einem Leitmedium der deutschen Evangelikalen. Mit dem Kongress wollen die Veranstalter Christen in Führungspositionen ermutigen, Verantwortung zu übernehmen. „Vieles scheint heute dem Streben nach Gewinn- und Einkommensmaximierung zum Opfer gefallen zu sein“, sagt der Kongressvorsitzende, Pastor Horst Marquardt. „Wir sind überzeugt, dass wirtschaftliches Handeln eine christliche Wertegrundlage braucht, um leistungsfähig zu sein.“ Christen wüssten, dass sie all ihr Tun nicht nur vor Menschen, sondern auch vor Gott zu verantworten hätten. Daraus folgten Werte wie Respekt, Vergebung, Loyalität, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit oder Nachhaltigkeit.
Den Veranstaltern ist es gelungen, ein breites christliches Spektrum zu erreichen. Der von der Bundestagsabgeordneten Marie-Luise Dött geleitete Bund Katholischer Unternehmer unterstützte die Veranstaltung ebenso wie der Evangelische Arbeitskreis in der CDU/CSU. Der katholische Psychiater und Buchautor Manfred Lütz war ebenso Referent wie der Verleger Norman Rentrop, der auch Mitglied der Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Auf der kleinen, den Kongress begleitenden Messe fand sich aber auch die „Partei Bibeltreuer Christen“ (PBC) oder die den Kreationismus verteidigende „Studiengemeinschaft Wort und Wissen“.
Politischer Höhepunkt des Kongresses war der Auftritt von Bundesinnenminister Thomas de Maiziére, der die Veranstaltung in Hamburg nutzte, um die mit den Kirchen erzielte Einigung beim Thema Kirchenasyl zu verkünden. Kritisch äußerte er sich zu einer mangelnden Bereitschaft vieler Christen, für ihren Glauben einzutreten. „Was hat unser christlicher Glaube der Begeisterung anderer Kulturen und Religionen wie dem Islam entgegenzusetzen?“, fragte de Maiziére. „Nur wer Profil zeigt, wird sichtbar, weckt Interesse und vielleicht auch den Wunsch, dazuzugehören.“ Deshalb sollten Christen in einer religiös und weltanschaulich vielfältigen Gesellschaft „Profil zeigen, verantwortungsvoll leben und Brücken bauen“.
Doch auch Politiker anderer Parteien waren präsent. Die rechtskonservative, sächsische Afd-Politikerin Frauke Petry war „Gesprächsgast“ in einem Seminar zum Thema „Wieviel Meinungsfreiheit gibt es in Deutschland“. Da klingen die Worte, die der Kongress-Schirmherr, der Erste Bürgermeister von Hamburg, Olaf Scholz (SPD), bei der Eröffnung der Tagung fand, am Ende doppelt nach. „Zu den Werten unseres Wirtschaftssystems gehört die Weltoffenheit“, betonte der SPD-Politiker. Ebenso die Toleranz sowie der „Respekt für andere Haltungen, Kulturen und Religionen“. Ohne das nämlich, schloss Scholz, wäre Hamburg nicht zu dem geworden, was es heute sei.
Der nächste Kongress wird vom 23. bis 25. Februar 2017 in Nürnberg stattfinden.las
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Von Religionsfreiheit und Wirtschaftswerten
In Hamburg fand der „Kongress christlicher Führungskräfte“ mit 3000 Teilnehmenden statt