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Vom Verfolger zum Nachfolger

Gedanken zum Predigttext am 12. Sonntag nach Trinitatis Von Hans-Georg Furian, Superintendent des Berliner Kirchenkreises Lichtenberg-Oberspree

Predigttext (12. So nach Trinitatis): Apostelgeschichte 9,1–9 (10–20)1 Saulus aber schnaubte noch mit Drohen und Morden gegen die Jünger des Herrn und ging zum Hohenpriester 2 und bat ihn um Briefe nach Damaskus an die Synagogen, damit er Anhänger des neuen Weges, Männer und Frauen, wenn er sie dort fände, gefesselt nach Jerusalem führe. 3 Als er aber auf dem Wege war und in die Nähe von Damaskus kam, umleuchtete ihn plötzlich ein Licht vom Himmel; 4 und er fiel auf die Erde und hörte eine Stimme, die sprach zu ihm: Saul, Saul, was verfolgst du mich? 5 Er aber sprach: Herr, wer bist du? Der sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst. 6 Steh auf und geh in die Stadt; da wird man dir sagen, was du tun sollst. 7 Die Männer aber, die seine Gefährten waren, standen sprachlos da; denn sie hörten zwar die Stimme, aber sahen niemanden. (Auszug)

Von Hans-Georg Furian

Christus ist mächtiger als alle Verfolger. Die Gemeinde ist in Sicherheit. Das möchte uns Lukas mit dieser Berufung des Saulus sagen. Aus kurzen Erwähnungen bei Paulus selbst (zum Beispiel 1. Korinther 15,8ff, Galater 1,11ff) hat die Gemeinde die uns vorliegende Geschichte entwickelt. Lukas greift sie auf. Sie zeigt nicht nur, dass Christus mächtiger ist als alle Feinde. In dieser Geschichte hat die Gemeinde festgehalten, was Paulus selbst wichtig war. Zunächst: Es war nicht seine Absicht, vom Verfolger zum Verkündiger Christi zu werden. Vielmehr handelt Christus an ihm. Außerdem: Es ging ihm vor dieser Wende nicht etwa schlecht, so dass sich darum etwas im Leben des Saulus hätte ändern müssen. Schon die ersten Christen muss diese Wende im Leben des Saulus fasziniert haben, schließlich scheint sich hier der Glaube an die Macht Christi zu bestätigen. Und diese Faszination setzt diese Erzählung daher weiterhin frei. Denken wir nur an Wendungen wie: „Damaskuserlebnis“, „vom Saulus zum Paulus werden“, „wie vom Blitz getroffen“, „vom hohen Roß fallen“ oder „wie Schuppen von den Augen fallen“.

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