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Vom Skateboard zum Rednerpult

Als skateboardfahrende Nonne wurde sie im Fernsehen bekannt. Heute ist Schwester Teresa Zukic eine gefragte Rednerin. In ihrem neuen Buch gibt sie vielen Orientierung für ihr Leben

Schwester Teresa Zukic sitzt auf der Bühne und erzählt Witze. Das Publikum lacht Tränen. „Was wir denken, fühlen wir. Positive Gedanken führen zu positiven Gefühlen“, sagt die katholische Ordensschwester und gibt ihren Zuhörern den Tipp: „Nehmt die Person, die euch heute Abend zu Hause erwartet, in den Arm und gebt ihr ein Bussi.“

Ordensschwester werden? Das war für die gebürtige Kroatin Teresa Zukic früher völlig abwegig. Heute hält die 54-Jährige im Jahr etwa 180 Vorträge und legt rund 70 000 Kilometer zurück. Ihr aktuelles Buch „Lebe, lache, liebe und sag den Sorgen Gute Nacht“ ist ein Bestseller.

Als Kleinkind kam Zukic nach Deutschland, weil ihr Vater als Fußballspieler entdeckt wurde. Sie wuchs in Weinheim an der Bergstraße atheistisch auf. Ebenso wie ihr Vater lebte sie für den Sport, wurde Badische Meisterin im Mehrkampf und Hessische Meisterin am Schwebebalken. Im Sportinternat trainierte die Leistungssportlerin 40 Stunden in der Woche – bis eine Nacht ihr Leben auf den Kopf stellte: Ihre Zimmernachbarin sortierte einige Bücher aus und gab sie der Abiturientin. Weil Zukic nicht schlafen konnte, griff sie zum nächstbesten Buch, einer Bibel, öffnete es und stieß zufällig auf Jesu Bergpredigt.

„Was ich in dieser Nacht erlebte, ist schwer in Worte zu fassen, aber ich wurde von diesen Worten existenziell berührt und spürte eine bedingungslose Liebe und Frieden.“ Der Gedanke, nichts leisten zu müssen und trotzdem von Gott geliebt zu sein, fasziniert sie. Sie lässt sich taufen und tritt ins Kloster ein.

Nach dem Abitur entscheidet sie sich zum Leidwesen ihrer Eltern dazu, den Sport aufzugeben. In einem sozialen Jahr im Familien- und Freizeitheim Michaelshof reift in ihr der Wunsch, ihr Leben völlig Gott zu widmen und Ordensschwester zu werden. Bei den Vinzentinerinnen entdeckt sie ihre Kreativität: Sie lernt Gitarre und komponiert ein Musical für Kinder.

Als sie nach ihrem Studium der Religionspädagogik in einer sozialen Brennpunktgemeinde in Frankfurt-Hanau eingesetzt wird, merkt sie: „Hier kann ich nicht mit

frommen Sprüchen kommen.“ So nutzt sie ihre sportliche Begabung, spielt in ihrem Habit Basketball mit Jugendlichen und fährt Skateboard – was sie dann auch 1992 zu ihrem ersten Fernsehauftritt in der Sendung „Schreinemakers live“ bringt.

Dort erzählt sie vor fünf Millionen Fernsehzuschauern von ihrem Glauben, fährt Skateboard und gibt dann auch noch spontan eine Stepptanz-Darbietung. „In dieser Zeit merkte ich, dass wir als Kirche noch viel zu weit weg von den Menschen sind“, sagt sie. Damals bat sie das Erzbistum Bam-

berg um die Erlaubnis, einen eigenen Orden gemeinsam mit einer Schwester und einem Pfarrer gründen zu dürfen. So startete die „Kleine Kommunität der Geschwister Jesu“, die im Juni ihr 25-jähriges Bestehen feiert.

Als Schwester Teresas Kommunität Geld brauchte, bewarb sie sich bei der Quizshow von Jörg Pilawa – und gewann zusammen Priester Franz Reus 100 000 Euro. Dadurch konnte sie sich auch ein Auto leisten, auf dem dann stand: „Sponsored by God“. Bis 2011 war Schwester Teresa Gemeindereferentin in Pegnitz, leitete vier Chöre und schrieb neun Musicals, in denen sie selbst mitmachte, weshalb sie auch „die Deutsche Antwort auf Sister Act“ genannt wurde. 

Eigentlich wollte Schwester Teresa nach dem Umzug der Kommunität ins mittelfränkische Weisendorf in einem Sabbatjahr nur ihre vielen Vortragsanfragen abarbeiten. Aber rasch hatte sie so viel Erfolg, dass sie sogar ins Deutsche Rednerlexikon aufgenommen wurde. Heute spricht sie an den unterschiedlichsten Orten. Ihre Vorträge sollen Lebenshilfe bieten: „Wir sind alle Menschen und brauchen Vergebung. Wenn wir lernen, Schwächen anzunehmen und zu unseren Fehlern zu stehen, dann hilft das auch im Berufsalltag.“

Wenn Schwester Teresa mal nicht auf Reisen ist, dann kocht sie gerne, wie sie bei einer Kochshow auf Youtube zeigt. So ganz konventionell sei ihr Leben als Ordensschwester nicht, gibt sie zu: „Ich bin eben nicht normal, ich bin ein Original Gottes.“

Buchhinweis: Teresa Zukic: Lebe, lache, liebe… und sag den Sorgen gute Nacht!. Brunnen Verlag, 128 Seiten, 13 Euro.