Es war ein Sommer voller Extreme: Bundeskanzlerin Merkel wird beim Besuch einer Flüchtlingsunterkunft beschimpft, dann begrüßen jubelnde Menschen Flüchtlinge. Seit 2015 hat sich viel verändert.
Viele Worte und Bilder aus dem sogenannten Flüchtlingssommer vor zehn Jahren haben sich in das kollektive Gedächtnis eingebrannt. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt wichtige Stationen aus der Zeit:
Die Schülerin Reem Sahwil mit palästinensischem Hintergrund erzählt Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bei einem Dialog mit einer Schulklasse vom unsicheren Aufenthaltsstatus der Familie. Merkel betont, Deutschland könne nicht alle Asylbewerber aufnehmen. Als Sahwil dann zu weinen beginnt, versucht Merkel sie zu trösten – ohne auf den Beweggrund einzugehen. Kritiker werfen der Kanzlerin ein kaltherziges Verhalten vor.
Deutschland setzt das sogenannte Dublin-Verfahren für Syrer aus: Noch nicht abgeschlossene Verfahren werden in Deutschland bearbeitet, statt die Asylbewerber in das EU-Land zurückzuschicken, das sie als erstes betreten haben – wie es das Dublin-Verfahren vorsieht.
Nach einem Angriff von Rechtsextremen besucht Kanzlerin Merkel erstmals eine Flüchtlingsunterkunft im sächsischen Heidenau. Sie wird bei dem Besuch von Demonstranten angepöbelt. Am selben Tag werden auf einer Autobahn in Österreich 71 tote Flüchtlinge in einem Kühllaster gefunden. Schleuser luden so viele Menschen ein, dass sie im vollkommen überfüllten Laster erstickten.
: Merkel nennt die Bewältigung des Flüchtlingszuzugs in ihrer Sommerpressekonferenz in Berlin eine “große nationale Aufgabe”. Dort fällt dann auch ihr Statement: “Wir schaffen das.”
Das Foto des toten Flüchtlingsjungen Alan Kurdi an einem türkischen Strand geht um die Welt. Daraufhin nimmt die Debatte um die Flüchtlingspolitik der EU noch mehr Fahrt auf.
Ungarns Ministerpräsident Viktor Orban kritisiert die deutsche Flüchtlingspolitik und sagt, Flüchtlinge wollten nicht in Ungarn bleiben, sondern direkt nach Deutschland weiterreisen.
Deutschland und Österreich verständigen sich darauf, Tausende Flüchtlinge und Migranten aus Ungarn aufzunehmen.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Vorsitzende des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland, Heinrich Bedford-Strohm, begrüßen am Münchner Hauptbahnhof Flüchtlinge.
Papst Franziskus mahnt Pfarreien, Klöster und andere kirchliche Einrichtungen in Europa, je eine Familie aufzunehmen. Dies wäre eine konkrete Geste der Nächstenliebe.
Bei der Eröffnung der Interkulturellen Woche erklärt Bundespräsident Joachim Gauck: “Wir wollen helfen. Unser Herz ist weit. Doch unsere Möglichkeiten sind endlich.”
Änderungen im deutschen Asylrecht: Albanien, der Kosovo und Montenegro werden als sichere Herkunftsländer eingestuft. Künftig sollen in Flüchtlingsunterkünften Sachleistungen statt Bargeld ausgegeben werden.
Die EU schließt mit der Türkei einen Pakt, damit weniger syrische Flüchtlinge nach Europa kommen.
Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge meldet neue Zahlen: Zwischen Januar und November gab es 965.000 registrierte Flüchtlinge. 355.000 Asylanträge sind noch offen.