Artikel teilen:

Virologe Streeck hält erste Corona-Reaktion für richtig

Vor fünf Jahren wurde in Deutschland die erste Corona-Infektion nachgewiesen. Virologe Streeck tut sich schwer, eine Gesamtbilanz zu ziehen. Die ersten strengen Maßnahmen hält er aber für richtig.

Professor Dr. Hendrik Streeck zählt zu den führenden Virologen in Deutschland
Professor Dr. Hendrik Streeck zählt zu den führenden Virologen in DeutschlandImago / Oliver Langel

Fünf Jahre nach Bekanntwerden der ersten Corona-Infektionen in Deutschland hält Virologe Hendrik Streeck die ersten damaligen Reaktionen auf den Ausbruch der Pandemie nach wie vor für richtig. Das gelte auch für den ersten Lockdown ab dem Frühjahr 2020, sagte der Bonner Mediziner der Ärzte Zeitung. “Wir kannten das Virus damals noch nicht. Wir wussten nicht, was mit COVID-19 auf die Bevölkerung in Deutschland zukommt, wie schwer die Krankheitsverläufe zum Beispiel sind.”

Nach Streecks Ansicht gibt es mit Blick auf die Corona-Pandemie nicht die eine “große” Lehre. “Aber ad hoc würde ich sagen, dass interdisziplinäre wissenschaftliche Beratung von Politik in Krisen wie der COVID-19-Pandemie enorm wichtig ist, wobei auch klar sein muss, dass eine Beratung nicht gleich auch eine Entscheidung ist”, sagte der Virologe. Er kritisierte, dass zu Beginn der Pandemie bestimmte Fachbereiche wie Hygieniker oder Kinder- und Jugendärzte nicht hinreichend von der Politik gehört worden seien.

Streeck zu Corona: Zu großer Fokus auf Nachverfolgung von Infizierten

Vor fünf Jahren – am 27. Januar 2020 – war in Deutschland der erste Fall mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen worden. Das Virus hielt Gesellschaft, Politik und das Gesundheitssystem bis Anfang 2023 in Atem. Im Rückblick sei es schwer, pauschal zu sagen, was in der Pandemie “gut” und was “schlecht” funktioniert habe, so Streeck. “Es gab Dinge, die zu bestimmten Zeitpunkten der Pandemie gut liefen, die aber zu späteren Zeitpunkten nicht mehr angebracht waren.”

Im weiteren Verlauf der Pandemie habe sich Deutschland aber zu lange auf die Nachverfolgung von Infizierten und deren Kontaktpersonen fokussiert. Das Virus habe eine derart schnelle Generationszeit besessen, “dass wir es gar nicht mehr schaffen konnten, dem hinterherzukommen”, sagt Streeck, der auch dem Expertenrat “Gesundheit und Resilienz” beim Bundeskanzleramt angehört.