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„Vier minus drei“: Eine Frau verliert Mann und Kinder

Barbara Pachl-Eberhart hat ihren Mann und ihre beiden Kinder bei einem schrecklichen Verkehrsunfall verloren. Wie es ihr gelingt, trotzdem weiterzumachen, erzählt sie in ihrem Buch „vier minus drei“.

Das Buchcover von „vier minus drei“ zeigt die traurige Rechnung der verlorenen Familie in Form von schwindenden Strichmänchen. Ein Ausschnitt.
Das Buchcover von „vier minus drei“ zeigt die traurige Rechnung der verlorenen Familie in Form von schwindenden Strichmänchen. Ein Ausschnitt.Heyne

Für einen Moment muss die Welt stillgestanden haben. Es war im Jahr 2008, als die Österreicherin Barbara Pachl-Eberhart einen unendlichen Verlust erlebte. Sie war Mitte 30, als ihr Mann mit den beiden kleinen Kindern an einem unbeschrankten Bahnübergang ums Leben kamen. Eine Sekunde, die alles verändert. Eine Last plötzlich aufgebürdet, die untragbar erscheint.

Es ist Gründonnerstag 2008. Es sind zwei Freunde, die ihr zuerst vom Grauen erzählen, sie auffangen in diesem schwersten Moment. Klar sei sie gewesen, erzählt sie. Drei Fragen: „Ist der Heli tot? Was ist mit dem Timo? Was ist mit der Fini?“ Ihr Mann stirbt sofort beim Zusammenprall mit dem Zug. Der Sohn wird wiederbelebt, es sieht schlecht aus. Die Tochter kann es vielleicht schaffen. Manchmal gibt es Wunder, sagen die Ärzte. Loslassen und hoffen, zwischen diesen beiden Prinzipien und den beiden Betten. So verbringt sie die nächsten Tage im Krankenhaus. Fünf Tage zwischen Bangen und Warten, an denen ihr Vater ihr nicht von der Seite weicht. Und dann die Gewissheit, dass keines der Kinder es schafft.

Barbara Pachl-Eberhart erfuhr „Nahtod-Erlebnis“ an den Betten ihrer Kinder

Sie bezeichnet diese Tage in Krankenhaus auch für sie selbst als ein Nahtod-Erlebnis. Sie habe diese unendliche Liebe gespürt, auch das Licht gesehen. Gespürt, dass dieses Leben nicht alles ist. Als sie nach Hause geht, beginnt sie zu schreiben. Einen Brief an alle, die ihr nahestehen. Für sie sei es wichtig gewesen, sich nicht den Projektionen der anderen auszuliefern. Sie will in ihrer Trauer gestalten, das Licht, das sie gesehen hat mitnehmen in Kommendes. In ihr Überleben. Also schreibt sie sich zurück ins Leben. Sie ist resilient. Ihrer Mutter sagt sie: „Hab keine Angst, ich tue mir nichts an. Ich bin ja noch so jung.“

Schnell wächst in ihr der Wunsch nach einem neuen Kind. Sie lernt einen neuen Partner kennen. Er nimmt dieses Leuchten in ihr wahr. Ein inneres, das vielleicht nur Menschen in sich tragen, die überlebt haben. 2017 wird ihre Tochter geboren. Und sie schreibt weiter. 2010 erscheint ihr autobiografisches Buch „vier minus drei“, ein Bestseller. Darin beschreibt sie ihren Weg durch die Trauer und die Suche nach Lebenssinn. Sie gibt Seminare zur Trauerbewältigung und zum kreativen Schreiben. Barbara Pachl-Eberhart zeigt anderen, wie ein schwerer Verlust zum Ausgangspunkt für eine neue Lebensperspektive sein kann, wie man trotz eines Unglücks das Leben in all seinen Facetten feiern kann. 2025 wird die Verfilmung des Buches in den Kinos erscheinen.

Barbara Pachl-Eberhart: Vier minus drei. Wie ich nach dem Verlust meiner Familie zu einem neuen Leben fand.
Heyne, München 2012, 352 Seiten, 11 Euro.