Am 25. Mai hatten Hunderte fanatische Muslime in Sargodha im Punjab einen Christen wegen angeblicher Blasphemie tödlich misshandelt. Vor dem höchsten islamischen Fest handeln nun die Behörden.
Zum islamischen Opferfest in einer Woche haben die Behörden im pakistanischen Sargodha die Versammlungsfreiheit aufgehoben. Laut Medienberichten sollen damit erneute gewalttätige Ausschreitungen gegen die christliche Minderheit verhindert werden. Es ist das dritte Mal seit Ende Mai, dass das Innenministerium der Provinz Punjab ein Versammlungsverbot für die Stadt erlässt. Das Opferfest ist das höchste islamische Fest; es findet jährlich zum Ende der Wallfahrt nach Mekka statt, in diesem Jahr vom 16. bis 19. Juni.
Sargodha mit rund 660.000 Einwohnern war Ende Mai Schauplatz islamistischer Mobgewalt gegen Christen. Auslöser war der Vorwurf gegen einen christlichen Fabrikbesitzer, den Koran entweiht zu haben. Der 74-Jährige starb später an seinen Misshandlungen. Die Anordnung des Innenministeriums verbiete “alle Arten von Versammlungen” sowie Jalsas und Dharnas, berichtete das pakistanische Nachrichtenportal “Dawn” (Sonntag).
Jalsas sind spirituelle Zusammenkünfte der im überwiegend sunnitischen Pakistan verfolgten islamischen Minderheit der Ahmadiyya. Als Dharna wird eine Methode zur Eintreibung von Schulden verstanden, bei der sich der Kreditgeber solange ohne Essen und Trinken vor die Tür des Schuldners setzt, bis dieser der Forderung nachkommt.
Christen, die rund 1,6 Prozent der rund 245 Millionen Einwohner Pakistans ausmachen, sind häufig Diskriminierung und Gewalt ausgesetzt. Sie leben in ständiger Angst vor den drakonischen Blasphemiegesetzen. Im August 2023 wurden in einem christlichen Viertel in Jaranwala in Punjab mehr als 20 Kirchen von einem islamischen Mob verwüstet und mehr als 90 Häuser von Christen in Brand gesteckt. Die radikalislamische Partei Tehreek-i-Labbaik Pakistan hatte Berichten zufolge über die Lautsprecher der Moscheen wegen eines Blasphemievorwurfs zu Gewalt gegen Christen aufgerufen.