Im Südsudan benötigen schon jetzt drei von vier Menschen humanitäre Hilfe. Das kann in einen “humanitären Alptraum” führen, wenn die politische Krise endgültig eskaliert und Kämpfe weiter aufflammen.
Im Südsudan kann nach Einschätzung der Vereinten Nationen wieder ein Bürgerkrieg ausbrechen. Das Land stehe an einem gefährlichen Scheideweg, und politische Spannungen drohten ein fragiles Friedensabkommen zu gefährden, hieß es in einer Mitteilung in der Nacht zu Donnerstag.
Nicholas Haysom, Sondergesandter des UN-Generalsekretärs für den Südsudan, sagte, die politische Pattsituation zwischen Präsident Salva Kiir und dem ehemaligen Vizepräsidenten Riek Machar sei nun in eine direkte militärische Konfrontation ausgeartet. Nach einem Bürgerkrieg von 2013 bis 2018 unterzeichneten sie einen Friedensvertrag und mussten eine Einheitsregierung bilden. Wahlen wurden seitdem immer wieder verschoben. In dem ostafrikanischen Staat leben gut zwölf Millionen Menschen.
Machar, der der oppositionellen Sudanesischen Volksbefreiungsbewegung in der Opposition angehört, steht seit Ende März unter Hausarrest. Dieser wurde mit dem Vorwurf verhängt, Machar und seine Partei hätten Verbindungen zur Miliz “Weiße Armee”. Mitglieder der Miliz hatten Anfang März einen Armeestützpunkt in der Provinz Upper Nile überrannt. Die Verhängung des Hausarrests galt Beobachtern zufolge als endgültige Aufkündigung des Friedensvertrags.
Laut Haysom, der auch die UN-Mission im Südsudan (UNMISS) leitet, gibt es Berichte über eine weitere Mobilisierung der “Weißen Armee” sowie der Südsudanesischen Armee in Upper Nile. Mutmaßlich würden auch Kinder rekrutiert. Auch seien ugandische Soldaten vor Ort.
“Diese Situation erinnert auf düstere Weise an die Konflikte von 2013 und 2016, die über 400.000 Menschenleben kosteten”, so Haysom. Oberstes Gebot sei es, das zu verhindern. Die Parteien müssten Spannungen durch Dialog lösen, Vertrauen aufbauen und sich wieder auf das Friedensabkommen sowie eine konsensbasierte Entscheidungsfindung konzentrieren. Die Region könne sich keine weitere Krise leisten, betonte Haysom mit Blick auf den Krieg im Nachbarland Sudan.
Das UN-Büro für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten sagte, ein “humanitärer Alptraum” sei dabei zu entstehen. Laut Einsatzleiterin Edem Wosornu hat sich die Lage in den vergangenen acht Monaten dramatisch verschlechtert. Demnach sind landesweit mehr als 9,3 Millionen Menschen – drei Viertel der Bevölkerung – auf humanitäre Hilfe angewiesen und fast 7,7 Millionen Menschen von akuter Ernährungsunsicherheit betroffen.