Nach dem Kältetod eines Obdachlosen in Bayern vor fast 30 Jahren fand im Freistaat ein Umdenken statt: Die Landesregierung ordnete die Einrichtung von Wärmestuben ab. Daraus ist in Regensburg die Einrichtung „Strohhalm“ hervorgegangen, die heute auch armen Rentnerinnen und Rentnern sowie anderen Bedürftigen unter die Arme greift. Doch die Spendenbereitschaft nehme ab, sagt der Vereinsvorsitzende Franz Lindl im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Erste Hilfsangebote für Obdachlose in drei Gasthäusern seien damals schnell überlastet gewesen, berichtet der Vorsitzende Franz Lidl. Deshalb wurde Stadtrat Josef Troidl, der spätere Vereinsgründer, beauftragt, zusammen mit dem Bayerischen Roten Kreuz eine Wärmestube einzurichten und als Verein zu betreuen. Schon nach kurzer Zeit hatte diese Einrichtung in der kalten Jahreszeit um die 30 Stammgäste. Im Jahr 2001 bekam der Verein den Namen „Strohhalm“. 2005 wurde ein Gebäude kernsaniert und zur Begegnungsstätte umgebaut. „Heute haben wir etwa hundert Meter weiter noch eine Kleiderausgabe, wo Bedürftige kostenlos Sachen erhalten können“, berichtet Lindl.
Die Arbeit werde zu einem Großteil aus Spenden finanziert, „aber leider nimmt die Spendenbereitschaft immer weiter ab. Wir müssen permanent die Werbetrommel rühren“, klagt Lindl. „Auch die Gäste selbst leisten ihren Beitrag. Sie zahlen pro Mittagessen zwei Euro. Dafür bekommen sie Suppe, Hauptgericht und Nachtisch. Außerdem geben wir ihnen einen Beutel mit Brot, Käse, Wurst und Obst mit, damit auch das Abendbrot abgesichert ist.“ Bis März dieses Jahres lag der Preis dafür bei einem Euro. Das galt 20 Jahre lang. „Doch aufgrund der gestiegenen Kosten mussten wir nun erhöhen. Zudem ist jeden Montag ‘Free Lunch Day’, da bekommen alle Gäste ihr Mittagessen kostenlos.“
Der Verein bleibe auch in Zukunft gefordert, betont der Chef: „Meine Vision ist, dass wir rund ein Dutzend weiterer Mitarbeiter finden. Denn wir wollen Kaffee und Kuchen anbieten, die Leute sollen Karten und Brettspiele spielen können und sich unterhalten.“ Denn besonders der soziale Aspekt der Hilfen sei ihm wichtig. „Viele Menschen sind einsam. Hier können sie Anschluss finden – und um Hilfe fragen, wenn sie welche benötigen.“
Jüngst sei jemand im Strohhalm gewesen, der sich keine Rasierklingen leisten konnte. „Als wir ihm welche geschenkt haben, haben seine Augen richtig geleuchtet. Es sind diese kleinen Momente, die bei der Arbeit Freude bereiten.“ (00/3595/15.11.2024)