Im Gesundheitswesen und speziell in der Altenpflege arbeiten nach Zahlen des Bundesarbeitsministeriums Tausende Personen aus Syrien. In der Altenpflege waren im Mai etwa 3.700 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte mit syrischer Staatsangehörigkeit erfasst, sagte ein Sprecher am Freitag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Diese Zahl sei jedoch nur ein Teil des Gesamtbildes: Viele Geflüchtete hätten in den vergangenen Jahren die deutsche Staatsbürgerschaft erworben – allein 124.000 in den zurückliegenden zwei Jahren – und tauchten in der Statistik nicht mehr als Syrerinnen und Syrer auf. „Das bedeutet, dass die tatsächliche Zahl von Menschen syrischer Herkunft, die im deutschen Gesundheits- und Pflegebereich tätig sind, noch höher liegen dürfte.“
Im September 2024 waren den Angaben zufolge bundesweit 236.000 syrische Staatsangehörige sozialversicherungspflichtig beschäftigt. Das war ein Zuwachs von 23.000 Personen gegenüber dem Vorjahr.
Der Anteil syrischer Geflüchteter an der Gesamtzahl der Beschäftigten in Deutschland liegt einer neuen Untersuchung zufolge aktuell bei etwa 0,6 Prozent. Rechnet man die inzwischen Eingebürgerten aus dem Bürgerkriegsland dazu, liegt die Quote bei rund 0,8 Prozent, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Freitag in Nürnberg mitteilte. Aber: Viele syrische Geflüchtete arbeiten in Mangelberufen, 62 Prozent in systemrelevanten Berufen, was bei einer möglichen Rückkehr der Menschen in ihre Heimat Folgen für den hiesigen Arbeitsmarkt hätte.
62 Prozent der sozialversicherungspflichtig beschäftigten Syrerinnen und Syrer sind in systemrelevanten Berufen tätig, beispielsweise im Gesundheitswesen, im Bereich Transport und Logistik oder in der Nahrungsmittelproduktion. Bei den deutschen Beschäftigten sind es 48 Prozent.
IAB-Forscherin Yuliya Kosyakova nannte einen Wegfall dieses Potenzials durch Rückkehrmigration „zwar auf gesamtwirtschaftlicher Ebene nicht dramatisch“. Er könnte aber „regional und branchenspezifisch durchaus spürbare Auswirkungen haben, insbesondere in jenen Branchen, Tätigkeitsfeldern und Regionen, die bereits heute unter Arbeitskräftemangel leiden“.
Besorgt äußerte sich am Freitag auch der Verband leitender Krankenhausärztinnen und -ärzte: „In ländlichen Regionen halten syrische Ärztinnen und Ärzte die Versorgung in Krankenhäusern aufrecht, ohne sie wird es eng“, sagte Verbandspräsident Michael Weber der „Bild“-Zeitung (Freitag). Es sei damit zu rechnen, dass nach dem Sturz des Assad-Regimes „ein substanzieller Anteil der rund 5.000 syrischen Ärztinnen und Ärzte in Krankenhäusern in ihr Heimatland zurückkehrt“. Die 1. Vorsitzende des Marburger Bundes, Susanne Johna, sagte ebenfalls in der „Bild“, sie befürchte eine „relevante Belastung für die ohnehin angespannte ärztliche Versorgungslage in Deutschland“, würden die syrischen Ärzte fehlen.
Die Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes Pflege, Isabell Halletz, sagte derselben Zeitung: „Eine Rückkehr dieser Fach- und Arbeitskräfte wäre ein schwerer Schlag für die Altenpflege.“ Syrische Mitarbeitende seien in vielen Kollegien gut integriert und bei den Pflegebedürftigen geschätzt. In mehr als jeder zehnten Pflegeeinrichtung arbeiteten Syrer.