In Deutschland leben mehr als eine halbe Million Menschen ohne Wohnung. Sozialverbände mahnen, längst bekannte Maßnahmen umzusetzen. Menschen müssten besser vor dem Verlust von Wohnraum geschützt werden.
Nach Veröffentlichung des Wohnungslosberichts der Bundesregierung haben Verbände ein Sofortprogramm im Kampf gegen Wohnungslosigkeit gefordert und das Ausmaß als dramatisch bezeichnet. “Die Bundesregierung ist mit ihrer Strategie, Obdach- und Wohnungslosigkeit bis 2030 zu überwinden, gescheitert”, sagte Joachim Rock, Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Gesamtverbandes, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Donnerstag).
Rock warnte: “Auslaufende Sozialbindungen von Wohnungsbeständen und das drohende Auslaufen der Mietpreisbremse werden die Situation zusätzlich zu verschärfen.” Ein “Weiter so” dürfe es in der Wohnungspolitik nicht geben.
Die Bundesdirektorin des Deutschen Mieterbundes, Melanie Weber-Moritz, forderte eine Mietrechtsreform, damit Wohnungslosigkeit gar nicht erst entstehe. “Laut Bericht haben fast 40 Prozent der Wohnungslosen ihre Wohnung aufgrund von Mietschulden verloren. Das wäre für viele vermeidbar, wenn die richtigen Weichen im Mietrecht gestellt würden.” Der Kündigungsschutz müsse verbessert und die Mietpreisbremse dringend über 2025 hinaus verlängert und verbessert werden.
Laut Arbeiterwohlfahrt (AWO) sei ein verstärktes Engagement von Bund, Ländern und Kommunen notwendig. Zahlreiche Maßnahmen wie die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum mit langfristiger oder dauerhafter Sozialbindung, Förderung von Wohngemeinnützigkeit und Gesetzesänderungen für einen stärkeren Mieterschutz seien hinlänglich bekannt und sollten endlich umgesetzt werden, so AWO-Präsident Michael Groß. Der im April 2024 beschlossene Nationale Aktionsplan gegen Wohnungslosigkeit müsse von der nächsten Regierung konsequent umgesetzt werden. “Wohnen ist eine Lebensgrundlage und sollte keine Ware mehr sein”, sagte Groß.
Laut Bericht waren Anfang 2024 rund 439.500 Menschen in der Wohnungsnotfallhilfe untergebracht. Weitere rund 60.400 kamen bei Angehörigen, Freunden oder Bekannten unter und rund 47.300 lebten auf der Straße oder in Behelfsunterkünften. Bereinigt um Doppelerfassungen ergeben sich rund 531.600 wohnungslose Menschen.