Verbände in Nordrhein-Westfalen und bundesweit fordern, die Strukturen für den Hitzeschutz zu verbessern. „Anders als in vielen Ländern Südeuropas sind wir in Deutschland noch nicht gut genug auf langanhaltende Hitzeperioden eingestellt“, sagte der Präsident der Ärztekammer Nordrhein am Dienstag mit Blick auf den Hitzeaktionstag (5. Juni). Vielerorts würden Hitzeschutzpläne fehlen, ebenso wie das Wissen über Maßnahmen für vulnerable Gruppen wie Senioren oder Pflegebedürftige.
Die Pflegekammer NRW forderte mehr Prävention in Pflegeeinrichtungen und gesetzlich verankerten Schutz. „Was wir in Deutschland brauchen, ist ein struktureller Hitzeschutz bis auf kommunaler Ebene“, forderte Kevin Galuszka aus dem Vorstand der Kammer. Mit einem bundesweiten Bündnis strebe die Kammer an, Hitzeschutz in allen Lebensbereichen sowie den Bundes- und Ländergesetzen zu verankern, um Deutschland in den kommenden Jahren resilienter zu machen. Dafür brauche es einen klaren gesetzlichen Rahmen in dem Hitzeschutz als Pflichtaufgabe verankert und ausreichend finanziell unterstützt werden müsse.
Ein Bündnis aus der Gesundheits- und Sozialbranche rief am Mittwoch in Berlin dazu auf, Hitzegefahren für die Gesundheit ernster zu nehmen. Das Jahr 2023 sei das bisher wärmste Jahr in Deutschland und in Europa seit dem Beginn regelmäßiger Messungen gewesen, betonte der Zusammenschluss von mehr als 50 Institutionen und Verbänden. Der Temperaturanstieg in Europa betrage fast das Doppelte des weltweiten Anstiegs.
Die Ärztekammer betonte, vor allem allein lebende Seniorinnen und Senioren seien gefährdet, besonders wenn sie in ihrer Mobilität eingeschränkt seien, in ungünstiger Wohnsituation lebten und Vorerkrankungen wie etwa Herz-Kreislauf-Erkrankungen hätten. Sie müssten besonders während langer Hitzeperioden von Menschen aus dem sozialen Umfeld aufgesucht und unterstützt werden. Ärzteschaft und Pflegedienste müssten Risikopatienten kennen und Schritte wie Medikamentenanpassung, Kühlung von Räumen oder Versorgung mit Flüssigkeit bei längeren Hitzeperioden einleiten können.