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US-Kardinal Robert Prevost zu Papst Leo XIV. gewählt

“Habemus papam”: Schneller als von vielen erwartet gibt es einen neuen Papst. Mit seinen ersten Worten wünscht er der Welt Frieden.

Als erster US-Amerikaner ist Kardinal Robert Francis Prevost zum Papst gewählt worden. Das neue Oberhaupt von 1,4 Milliarden Katholiken entschied sich für den Namen Leo XIV. Der 69-Jährige erhielt am Donnerstagnachmittag beim Konklave der 133 Kardinäle in Rom im vierten Wahlgang eine Zweidrittelmehrheit. Er ist der Nachfolger von Papst Franziskus, der am Ostermontag starb.

Prevost leitete bisher die Vatikanbehörde für Bischöfe, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche. In dieser Funktion war er in den vergangenen zwei Jahren zuständig für Bischofsernennungen weltweit. Er ist Mitglied des Augustinerordens und war lange als Missionar und von 2014 bis 2023 auch als Bischof in Peru tätig.

“Der Friede sei mit euch allen” – mit diesem Ruf begrüßte Leo XIV. am Abend die jubelnden Menschen auf dem Petersplatz. Er fuhr fort: “Ich hoffe, dass dieser Friedensgruß alle Völker und alle Menschen erreicht.” Es sei “ein unbewaffneter und entwaffnender Friede”, so der neue Papst weiter.

Anknüpfend an seinen Vorgänger erklärte Leo XIV., dass Gott alle Menschen ohne Bedingungen liebe. Mit bewegten Worten erinnerte er an die schwache Stimme seines Vorgängers Franziskus, mit der dieser bei seinem letzten Segen am Ostersonntag gesprochen habe. Diesen Segen wolle er fortsetzen.

“Gott liebt euch alle”, sagte der neue Papst. “Das Böse wird nicht gewinnen.” Mehrfach betonte Leo, die Kirche sei aufgerufen, Brücken zu bauen und den Dialog zu suchen. In seiner streckenweise improvisierten Ansprache fuhr er fort: “Wir wollen gemeinsam unterwegs sein, den Frieden und die Gerechtigkeit ohne Furcht suchen. Wir wollen gemeinsam als Missionare unterwegs sein.”

Gegen Ende seiner Rede wechselte er vom Italienischen ins Spanische und grüßte sein früheres Bistum Chiclayo in Peru. Dort habe er ein gläubiges Volk erlebt, das seinen Bischof auf dem gemeinsamen Weg begleitet habe. Auf Italienisch fuhr er fort: “Wir wollen eine synodale Kirche auf dem Weg sein. Wir wollen allen nah sein, die leiden.”

Anders als sein Vorgänger Franziskus hatte Leo die traditionelle rote Stola mit den vier Evangelisten umgelegt, als er auf die Segnungsgloggia trat. Sichtbar bewegt, lächelnd und mehrfach winkend grüßte er die jubelnde Menge.

Kirchenoberhäupter aus den USA galten lange als undenkbar. Um politische Verwicklungen zu vermeiden, sollte der Chef der weltweit größten Glaubensgemeinschaft eigentlich nicht aus dem mächtigsten Land der Erde stammen. Aber der neue Papst ist in der Weltkirche und in der römischen Kurie mindestens ebenso zuhause wie im Land seiner Geburt.

Der am 14. September 1955 in Chicago geborene Kirchenmann gilt als diplomatisch, pragmatisch und geschätzt bei progressiven wie konservativen Kirchenvertretern, ebenso bei seinen Mitarbeitern. Internationale Erfahrung sammelte er nicht erst durch seine letzte Position in der Kurie.

Über seine Behörde im Vatikan liefen auch die sogenannten Ad-limina-Besuche. Regelmäßig kommen Bischofskonferenzen zur Berichterstattung über ihre lokale Kirche in den Vatikan. Das machte Prevost zu einem der bekanntesten Gesichter im Kardinalskollegium, das nie zuvor so zerstreut über die Welt war und sich vor dem Konklave untereinander kaum kannte.

1977 trat er dem Augustinerorden bei und wurde zum Studium des Kirchenrechts nach Rom geschickt. Anschließend entsandte ihn sein Orden als Missionar nach Peru. Bis Anfang der 2000er Jahre wechselte er zwischen verschiedenen Positionen in den USA und Peru; war hauptsächlich in der Ausbildung junger Ordensmänner tätig. Spanisch und Italienisch spricht er mit einem leichten englischen Akzent.

2002 wählte ihn der Augustinerorden zu seinem weltweiten Leiter. Für zwei Amtszeiten ging Prevost nach Rom. In der Generalkurie seines Ordens nahe dem Vatikan lebt der US-Amerikaner seit seiner erneuten Rückkehr nach Rom Anfang 2023. Zuvor leitete er das Bistum Chiclayo in Peru, war zweiter Vizepräsident der kirchenpolitisch polarisierten Peruanischen Bischofskonferenz.

Manche Beobachter werten die Wahl auch als mögliches Zeichen der Kirche gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump. Dieser gratulierte dem neuen Papst als einer der ersten. “Was für eine Überraschung und was für eine große Ehre für unser Land”, schrieb Trump auf seinem Social Media-Kanal Truth Social. Er freue sich auf ein Treffen mit dem neuen Papst. “Es wird ein sehr bedeutungsvoller Moment”, so Trump.

Die katholischen deutschen Bischöfe erhoffen sich vom neuen Papst, dass er die Kirche mit Mut, Demut und Weisheit leiten möge – “im Vertrauen auf das Evangelium und im Geist der Geschwisterlichkeit, wie ihn auch Papst Franziskus gelebt hat”. Das schrieb die Deutsche Bischofskonferenz auf der Plattform X. “In einer Zeit großer Umbrüche und Herausforderungen hat der Heilige Geist erneut gewirkt und der Weltkirche einen neuen Hirten geschenkt.” Die Bischöfe wollten den neuen Papst mit ihrem Gebet begleiten. “Möge sein Dienst zum Segen für die Kirche und für die Welt werden”, hieß es.

Auch der neue Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) gratulierte dem neuen Papst. “Durch Ihr Amt geben Sie in diesen Zeiten großer Herausforderungen Millionen von Gläubigen weltweit Hoffnung und Orientierung”, erklärte Merz. Und weiter: “Für viele Menschen sind Sie ein Anker für Gerechtigkeit und Versöhnung. In Deutschland blicken die Menschen mit Zuversicht und positiver Erwartung auf Ihr Pontifikat.” Er wünsche dem Papst für die vor Ihnen liegenden Aufgaben “viel Kraft, Gesundheit und Gottes Segen”.