Für Ron DeSantis geht es bei den Vorwahlen in Iowa Mitte Januar um alles: Wenn der Gouverneur von Florida Mitbewerber Donald Trump nicht schlagen kann, ist er im Rennen um die Präsidentschafts-Nominierung chancenlos.
Donald Trump ist außer sich. Wie konnten es die Gouverneurin von Iowa, Kim Reynolds, und jetzt auch Evangelikalen-Anführer Bob Vander Plaats wagen, sich gegen ihn zu stellen? “Zwei extrem illoyale Leute verbünden sich”, ätzte der Spitzenreiter in den Umfragen über die Unterstützung der beiden Republikaner für seinen parteiinternen Konkurrenten Ron DeSantis. Trump fügte sarkastisch hinzu, es sei schön, Reynolds und Vander Plaats so vereint zu sehen. “Sie können einander treu bleiben, weil niemand sonst sie haben möchte.”
Wirklich treffend ist der Spott allerdings nicht. Reynolds genießt bei den Republikanern im Mittleren Westen großen Respekt und wurde 2022 problemlos für eine zweite Amtszeit wiedergewählt. Vander Plaats ist mit seiner Organisation “Family Leader” ein wichtiger Strippenzieher der Evangelikalen, die bei den Vorwahlen am 15. Januar eine entscheidende Rolle spielen.
Doch Trump wäre nicht Trump, wenn er sich davon einschüchtern ließe. Er setzt darauf, dass der Einfluss der beiden konservativen Politiker in Iowa gegen die Bewunderung für ihn an der Parteibasis verblasst. Dieses Szenario ist durchaus realistisch: Laut Umfragen liegt Trump mit großem Vorsprung vor dem republikanischen Verfolgerfeld, das von DeSantis und der ehemaligen UN-Botschafterin Nikki Haley angeführt wird.
Dass Umfragen in Iowa mehr als sechs Wochen vor dem Urnengang nicht allzu viel aussagen, wissen indes auch Trumps Wahlkampfberater. Das hat zum einen damit zu tun, dass die Wähler des Farmer-Staates dafür bekannt sind, sich oft erst in letzter Minute zu entscheiden. Es liegt aber auch am eigenwilligen Prozedere der sogenannten Caucuses.
Der Kommunikationsdirektor von DeSantis, Andrew Romeo, erinnert daran, dass der Iowa-Sieger von 2016, Ted Cruz, zu einem ähnlichen Zeitpunkt im Wahlkampf auf gerade einmal zehn Prozent in den Umfragen kam. “Die Realität ist, dass sie eine starke Mischung aus bezahlter Werbung in den Medien, Präsenz des Kandidaten und Organisation vor Ort brauchen, um die Caucuses in Iowa zu gewinnen”, so der Stratege. Romeo sieht naturgemäß DeSantis als Favoriten.
Caucuses sind Parteiversammlungen, die auf lokaler Ebene abgehalten werden. Im ländlichen Iowa können private Wohnhäuser als Austragungsort dienen. Oft sind es Gemeindezentren, Kirchen, Schulen, wo sich Mitte Januar die Anhänger der Republikaner treffen. Wichtig ist nicht nur, dass Kandidaten in allen wichtigen Städten “Kapitäne” haben, die für sie an der Basis Stimmen sammeln. Es kommt auch darauf an, wer in einer kalten Winternacht bei Eis und Schnee Präsenz zeigt.
In der Vergangenheit waren das stets die Evangelikalen, die bestens organisiert und ideologisch hochmotiviert sind. Ihr übergroßer Anteil bei den Caucuses brachte in vergangenen Jahren stramm konservativen Kandidaten wie Mike Huckabee, Rick Santorum und zuletzt Ted Cruz den Sieg. Und jedes Mal hatte Vander Plaats seine Finger im Spiel.
Eine Niederlage von DeSantis gegen Trump wäre insofern ein Novum. Um das zu verhindern, machte Vander Plaats in jüngsten Interviews deutlich, wen er bevorzugt. “Wenn Trump Iowa gewinnt, ist er der Präsidentschaftsbewerber”, erklärte der Ober-Evangelikale. “Aber ich denke nicht, dass ihn Amerika noch einmal wählen wird.” Darum sei DeSantis die bessere Wahl: “Iowa ist maßgeschneidert für ihn.”
Mit Blick auf die strikten Positionen des Gouverneurs von Florida zu Abtreibung, Homo-Ehe und anderen evangelikalen Wahlkampfthemen hat Vander Plaats gewiss recht. Die christliche Rechte verübelt Trump, dass er weder ein nationales Abtreibungsverbot unterstützt noch eine Sechs-Wochen-Fristenlösung wie in Florida.