Novi Sad – Die Auslandsbischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Petra Bosse-Huber, hat eine Entfremdung von der EU beklagt. „Für die Menschen heute ist ein Leben in Frieden so selbstverständlich geworden, dass Europa als Friedensprojekt keine Strahlkraft mehr begründen kann“, sagte Bosse-Huber bei der Vollversammlung der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) im serbischen Novi Sad. Paradoxerweise sei ein Hauptgrund für die bei manchen Menschen anzutreffende Entfremdung von der EU also gerade deren großer Erfolg.
Die Risse, die durch Europa gingen, seien „unübersehbar“, sagte die EKD-Bischöfin bei einer Diskussion zur Zukunft Europas mit dem anglikanischen Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, und dem Metropoliten Emmanuel von Frankreich als Vertreter der orthodoxen Kirche. Sie zeigten sich nicht nur in Phänomenen wie dem Brexit und dem Streit um EU-Reformen, sondern auch in Populismus und Nationalismus „an fast jedem Ort in Europa“. Zugleich hob Bosse-Huber das große Potenzial der EU hervor, Verantwortung etwa für Frieden und Menschenrechte zu übernehmen.
Den Kirchen in Europa hatte KEK-Generalsekretär Heikki Huttunen vor der Tagung vorgeworfen, oft „Nabelschau“ zu betreiben und ihr jeweiliges Profil zu schärfen. Es gelte, sich wieder stärker „um die christliche Einheit und das gemeinsame christliche Zeugnis zu kümmern“, so der finnisch-orthodoxe Huttunen.
Zum neuen KEK-Präsidenten wurde in Novi Sad Christian Krieger gewählt. Der 54 Jahre alte reformierte Pastor aus Straßburg tritt mit der fünfjährigen Amtszeit die Nachfolge des anglikanischen Bischofs Christopher Hill aus Großbritannien an. Die KEK vereint 115 protestantische, orthodoxe, anglikanische und altkatholische Kirchen. epd/UK
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Unübersehbare Risse
EKD-Auslandsbischöfin Bosse-Huber beklagt Entfremdung von der EU