Albert Schweitzer hing an seiner Wiege. Aus dem Haushalt der Eltern wählte der Sohn nur dieses eine Erinnerungsstück. Die Wiege steht im Schweitzer-Museum in Gunsbach, dem Dorf, in dem der Friedensnobelpreisträger von 1952 aufwuchs. Das Möbelstück beschreibt auch die Verbindung Schweitzers zu seiner Heimat, er hielt an ihr fest. Solange er in Afrika wirkte, kehrte der Arzt und Theologe regelmäßig nach Gunsbach zurück, erklomm den Hausberg des Dörfchens oder spielte in der Kirche Orgel. Er tat dieselben Dinge, die er als Junge geliebt hatte. Sonja Poteaus Grundstück liegt gegenüber dem Schweitzer-Museum. 21 Jahre lang war sie dessen Leiterin und hat von dem hellen Büro in der oberen Etage die Aufgaben der Schweitzer-Stiftung koordiniert. Zwei Nachfolger hat die 84-Jährige eingearbeitet und viele Geschichten erzählt. Im April 2013 jährte sich die Gründung des Schweitzer-Spitals Lambarene in Gabun zum 100. Mal und Sonja Poteau beginnt von vorn mit dem Erzählen. Sie beschreibt das Krankenhaus am Fluss Ogowé, in dem sie als junge Frau mitarbeitete. Sie erinnert sich an den „überraschend felsigen Boden“, daran, wie resistent die Ziegen gegen Malaria waren und „dass es für Geburtstagskinder zwei Spiegeleier extra zum Frühstück gab“. Sie geht die Sitzordnung im Speisesaal des Spitals durch, während sie im Esszimmer des Gunsbacher Hauses Platz nimmt, am Kopf der Tafel. Ihre Hand deutet auf den Stuhl links von ihr: „Dort saß Schweitzer, wenn er auf Besuch war. Von diesem Platz aus konnte er die Kirche sehen.“Albert Schweitzer wurde 1875 in Kaysersberg geboren. Dass Gunsbach eher mit ihm verbunden wird, bedingt der unmittelbare Umzug der Familie. Das Elsass gehörte in den 1880er Jahren zum Deutschen Kaiserreich, Gunsbach hieß damals Günsbach. Seitdem es wieder französisch ist, fehlen die ü-Punkte, die Aussprache ist dieselbe. Schweitzer fühlte sich den Deutschen stärker verbunden als den Franzosen. Letztere haben ihn als Missionar abgelehnt, „das traf ihn hart“. Danach gefragt, welche Sprache er mit ihr sprach, antwortet Sonja Poteau auf Deutsch: „Elsässisch. Natürlich.“
Artikel teilen:
Unternehmen Urwald
Die Mission lehnte ihn ab, da schuf er eine eigene: Vor 100 Jahren gründete der Arzt und Theologe Albert Schweitzer sein Krankenhaus in Afrika. Am 4. September 1965 starb er.