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Unicef: Fast jedes fünfte Kind in Nord-Gaza leidet an Auszehrung

Das UN-Kinderhilfswerk Unicef warnt vor den Folgen einer Blockade der humanitären Hilfe im Norden des Gaza-Streifens. Die „anhaltenden militärischen Hindernisse, die einer Blockade gleichkommen, haben Hunderttausende Kinder und Familien von lebenswichtiger humanitärer Hilfe abgeschnitten“, sagte der stellvertretende Unicef-Exekutivdirektor Ted Chaiban laut einer Mitteilung von Unicef Deutschland in Köln vom Freitag. „Die Lage in Nord-Gaza ist extrem ernst“, mahnte er.

Fast jedes fünfte Kind leidet den Angaben zufolge an Auszehrung und Mangelernährung. Dies sei auf den anhaltenden Mangel an Nahrung, Wasser und lebenswichtiger Hilfe zurückzuführen, einschließlich Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln für kleine Kinder. „Wenn die heftigen Kämpfe, die Vertreibung und die Blockade humanitärer Hilfe anhalten, wird das Risiko einer Hungersnot in den kommenden Monaten rapide steigen“, betonte Chaiban bei einem Besuch in der Region.

Seit Anfang Oktober konnten demnach nur 80 Lastwagen den Norden Gazas erreichen, verglichen mit über 460 Lastwagen im gleichen Zeitraum im September. Das bedeute einen „katastrophalen Rückgang des humanitären Zugangs“ zu den 400.000 im Norden gefangenen Menschen, von denen die meisten Kinder und Frauen seien.

Auch die Hilfsorganisation Care berichtete von katastrophalen Zuständen im Norden Gazas und forderte uneingeschränkten Zugang für humanitäre Hilfe. Hunger, Wassermangel und Krankheiten bedrohten besonders Frauen und Kinder, hieß es. Die Eskalation der Gewalt mache es den Hilfsorganisationen unmöglich, dringend benötigte Hilfe zu leisten, beklagte Jolien Veldwijk, Care-Länderdirektorin für Westbank und Gaza, am Freitag in Bonn. Nur noch drei Krankenhäuser im Norden Gazas arbeiteten mit minimaler Kapazität. „Die Situation wird immer schlimmer“, warnte sie. „Ein paar Lastwagen mit Treibstoff und Wasser reichen nicht aus, um die Not der belagerten und bombardierten Bevölkerung zu lindern.“