Der Generalsekretär der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), Alexander Bonde, hat für Deutschland eine umfassende Recycling-Wirtschaft gefordert. Der Anteil der bundesweit wiederverwendeten Rohstoffe sei mit rund 13 Prozent der abgebauten Rohstoffe viel zu gering, sagte Bonde dem Evangelischen Pressedienst (epd). „Der künftige Umgang mit den natürlichen Ressourcen der Erde ist eine Schlüsselfrage für die Menschheit in Zeiten der Klimakrise“, betonte Bonde und warnte: Bei einem „Weiter so“ würde laut Prognosen der Verbrauch natürlicher Ressourcen bis 2060 um 60 Prozent steigen. Um Lösungen für mehr Recycling vorzustellen, zeigt die DBU in Osnabrück von Mittwoch an eine Ausstellung zum Thema.
Zwar könne der Verbraucher einen Beitrag zur Erhöhung der Recyclingquoten leisten, sagte Bonde weiter. „Viel entscheidender ist aber, dass wir eine solche Herausforderung systemisch in Angriff nehmen.“ Das fange beim Produktdesign an und umfasse Müllvermeidung, Wiederverwertung, Teilen, Reparieren und Recyceln. Es gelte, die Wirtschaft grundlegend umzustellen, weg vom linearen Prinzip „take-make-waste“ (verwenden, verwerten, wegwerfen), hin zur Devise „reduce-reuse-recycle“ (reduzieren, wiederverwenden, recyceln). „Das funktioniert, wie die Recyclingquoten von mehr als 80 Prozent bei Verpackungen für Glas, Papier und Blech zeigen.“
Recycling: Potenzial bei Kunststoffabfällen
Viel Potenzial sieht Bonde etwa beim Recycling von Kunststoffabfällen in Haushalten. „Nur etwa 27 bis rund 35 Prozent wurden im Jahr 2021 wiederverwendet, der Rest verbrannt.“ Teil des Problems sein, dass ein Drittel der in die Gelben Tonne geworfenen Abfälle falsch entsorgt seien und so recycelbare Materialien verunreinigten. Hier sei jeder Einzelne gefordert, den Müll richtig zu trennen.
Das Einbinden der Haushalte sei auch mit Blick auf die Wiedergewinnung von Seltenen Erden aus Alt-Handys nötig. Hierfür müsse ein Rückgabe-System entwickelt werden. Derzeit liege die Recycling-Quote bei diesem Rohstoff bei nur knapp einem Prozent.
Anreize für Verbraucher nötig
Die Politik müsse mit entsprechenden gesetzlichen Rahmenbedingungen und Anreizsystemen die Transformation zur Kreislaufwirtschaft fördern, unterstrich Bonde. Hinzu komme das Innovationspotenzial der mittelständischen Wirtschaft. „Da sind teils herausragende Ideen dabei.“ Eines der von der DBU geförderten Projekte, die es bis zur Marktreife gebracht haben, sei etwa eine laserbasierte Aluminiumsortieranlage nahe Berlin. Diese Anlage schaffe es, den Aluminiumschrott nach Legierungen zu sortieren. Das sei zum Beispiel für die Automobilindustrie enorm wichtig, die für Hochleistungswerkstoffe wie Karosseriebleche oder Achsträger exakte Legierungsanteile benötige, erläuterte Bonde.