“Wetten, dass..?” hat er abgegeben, das Twittern und Podcasten beendet. Zueltzt sorgte Thomas Gottschalk noch mit seinem Buch für Aufregung. Nun wird er 75 Jahre und will sich offenbar aus dem Showgeschäft zurückziehen.
Vor fünf Jahren richtete das ZDF dem Kultmoderator von “Wetten, dass..?” noch eine Geburtstagsshow in einer Berliner Kellerbar aus. Seinen 75. Geburtstag dürfte Thomas Gottschalk nun wohl eher privat feiern. Denn pünktlich zum halbrunden Meilenstein soll es das nun gewesen sein mit der TV-Karriere. Gut eine Woche vor dem Ehrentag am 18. Mai kündigte der Entertainer seinen Abschied von der Showbühne an – natürlich im Live-Fernsehen. “Es gibt immer den Moment, wo man sagt: Das war’s. Und der ist heute gekommen”, so Gottschalk bei der RTL-Sendung “Denn sie wissen nicht, was passiert” am Samstagabend. Und fügte noch hinzu: “Wenn der Papst jünger ist als ich, ist die Sache gelaufen – und das ist jetzt so.”
Begonnen hat alles am 18. Mai 1950, als Gottschalk an Christi Himmelfahrt zur Welt kam. “Also das war so ein direkter Austausch: Der eine ist zum Himmel aufgestiegen, und der andere ist gelandet.” Natürlich trug seine schlesische Mutter zur Entbindung ihren Teil bei. Sie ging dafür bewusst ins katholische Bamberg: Die nach der Vertreibung der Familie zur neuen Heimat gewordene Stadt Kulmbach war ihr schlicht “zu protestantisch”, wie sich der Sohn erinnert.
Der Sohn eines Anwalts wurde in eine katholische Familie hineingeboren: “Tante Hildegard” war Klosterschwester, “Onkel Hans” Pfarrer. Letzterer nahm sich der Gottschalks besonders an, als der Vater 1964 starb und eine finanziell nicht abgesicherte Familie mit drei Kindern hinterließ, das Jüngste gerade mal vier Jahre alt.
Ferien verlebte Gottschalk viel in Klöstern oder Pfarrhäusern. Selbstverständlich war er Ministrant. Sein Abitur an einem humanistischen Gymnasium schaffte er mit einer Ehrenrunde. Anschließend machte er an der katholischen Journalistenschule ifp mit Erfolg die Aufnahmeprüfung beim “großen Jesuiten” Wolfgang Seibel. Diesen ließ er 2018 beim 50-Jahr-Jubiläum der Einrichtung hochleben und fragte ihn: “Bin ich der Einzige, der daneben ging?” Der konterte: “Ich würde nicht sagen, der Einzige” – und interpretierte das “danebengehen” eher positiv.
Der Werdegang des Entertainers ist bekannt. Das Germanistik- und Geschichtsstudium ließ er hinter sich, da er schon bald beim Bayerischen Rundfunk landete. Dort machte er erfolgreich Radio für eine junge Zielgruppe, erst allein mit “Pop nach Acht”, dann im Verbund mit Günther Jauch die “B3-Radio-Show”. Schließlich rief das Fernsehen. Die “Telespiele”, “Na sowas” waren erste Stationen, bis ihm Frank Elstner 1987 seine ZDF-Samstagsshow “Wetten, dass..?” übergab, die Gottschalk mit mehreren Unterbrechungen bis 2023 moderierte.
Dazwischen probierte der bis heute für seinen unkonventionellen Kleidungsstil bekannte Paradiesvogel viel aus. So wagte er eine Late-Night-Show bei RTL oder versuchte sich im Filmgeschäft. In “Sister Act 2” war er neben Whoopi Goldberg als “Bruder Wolfgang” in göttlicher Mission unterwegs. Zu richtig großen Erfolgen an der Kinokasse wurden in Deutschland die “Supernasen”-Streifen mit Mike Krüger.
Über 40 Jahre ist das her – so dass die Protagonisten 2023 einen Podcast unter dem Titel starteten. 42 Folgen lang alberten die Supernasen für ihre Fans, die sich als “Apostel” titulierten und “Apostelbriefe” schickten, in der ihnen eigenen Art herum und erzählten Geschichten aus “100 Jahre Showbiz”. Im Dezember 2024 sagten beide “Tschüss”; die Shitstorms waren massiver geworden. Schon bei seiner letzten “Wetten, dass..?”-Sendung hatte Gottschalk beklagt, er rede inzwischen im Fernsehen anders als zu Hause. Dabei war die Showgröße doch immer für ihre lockere Zunge und Schlagfertigkeit geliebt worden.
Mit seinem Buch “Ungefiltert” legte Gottschalk im Herbst 2024 nach. Er schrieb nieder, was ihn umtreibt, und war sich bewusst, dass manche dies als “weinerliche Bilanz eines älteren Mannes” auslegen würden. Doch auch, wenn heute vieles anders gesehen werde, er wolle weiter ein Suchender und Mahner sein. Schon früher bekannte der Katholik, sich seinem Namensvetter, dem ungläubigen Apostel Thomas, verbunden zu fühlen, “der sucht und der es, genauso wie ich – ein bisschen genauer wissen möchten”. Vom katholischen Glauben sei er jedoch nie abgefallen und zahle auch weiter seine Kirchensteuer.