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Treffpunkt für alle – Kinder und Jugendliche im Blick

Backen, Basteln, Tanzen, Lachen – Eine kleine pommersche Dorfkirchengemeinde belebt in Schmarsow in MV einen Kinder- und Jugendtreff für alle und sorgt so für Abwechslung im pommerschen Landleben.

Anja Goritzka

Laute Musik erklingt aus dem großen Saal des Dorfgemeinschaftshauses von Schmarsow gleich schräg gegenüber dem Gutshaus. Bunte Luftballons weisen den Weg ins Haus. Kinderlachen ertönt, Stühle werden hin und her gerückt beim Stuhltanz. Es ist Freitagnachmittag Anfang März. Trotz Fastenzeit wird nochmal Fasching gefeiert beim Kinder- und Jugendtreff des Pfarramtes Kartlow und 15 Mädchen und Jungen von vier bis zwölf Jahren, vier Helferinnen und Helfer und Pastorin Silke Kühn haben sichtlich Spaß.

„In Schmarsow gab es in meiner Jugend immer einen Treff“, erzählt die 43-jährige Katja Oestreich. 1996 zog ihre Familie aus Berlin zu den Großeltern nach Schmarsow. Der Jugendtreff im kleinen pommerschen Dorf zwischen Demmin und Jarmen war bis ins Jahr 2000 ihr Haltepunkt. Dann schloss er. Das wollte sie aufleben lassen. Seit zwei Jahren arbeitet Katja Oestreich für das Pfarramt Kartlow der Kirchengemeinde Kartlow-Völschow als Pfarramtssekretärin und machte zusammen mit den Ehrenamtlichen Heike Lewin, Mandy Brotzki und Anne Müller den Treff vor einem Jahr möglich.

Jeden Freitag Treffpunkt für Kinder

Jeden Freitagnachmittag wird im Dorfgemeinschaftshaus von Schmarsow jetzt gebastelt und gebacken, werden Filme geschaut oder Spiele gespielt. Im Schnitt kommen 15 Kinder und Jugendliche aus den umliegenden Dörfern. Das Angebot ist dabei offen gestaltet, damit auch Kinder und Eltern angesprochen werden, die sonst nicht in die Kirche gehen.

Mittlerweile sank die Kirchenmitgliederzahl im Pfarramt Kartlow unter 500. „Die älteren Seniorinnen und Senioren werden hier auch immer weniger“, weiß Katja Oestreich. Deshalb habe das Team rund um Pastorin Silke Kühn einen Frauentreff 2.0 ins Leben gerufen. Einmal im Monat treffen sich Frauen zu Kaffee und Kuchen, zum Basteln und zum Austausch.

Gelder für den Treff gesammelt

„Wir könnten bei den Kindern und Jugendlichen auch mehr erreichen. Aber nicht alle Eltern fahren ihre Kinder gerne durch die Gegend. Dass die Kinder sich, wie wir früher, auf ihr Rad setzen, ist heute eher selten“, räumt Katja Oestreich ein. Im Dorfgemeinschaftshaus der Kommune nutzen die Ehrenamtlichen für den Kinder- und Jugendtreff zwei kleine Räume – in einem stehen Sportgeräte, im anderen ein großer runder Tisch – und bei größeren Veranstaltungen den Saal.

Ein lang gezogenes besches Haus. An der Tür hängen mit Luftballons. Links davon die Aufschrift

Gerne würden sie aber noch mehr tun: „Die Teenager kommen nicht so gerne. Hier gibt es viele Jungen in dem Alter. Aber gerade die Mädchen hätten gerne einen eigenen Raum für sich ohne Jungen. Da gibt es gerade in diesem Alter andere Bedürfnisse“

Gemeinsam haben die Frauen auch schon Spenden gesammelt. Die Daberkower Landhof AG in Krukow gab 1 500 Euro. Die Jagdgenossenschaft in Schmarsow und Schloss Broock in Alt Tellin unterstützten das Projekt des Kinder- und Jugendtreffs mit je 300 beziehungsweise 200 Euro. Bei einer Aktion der Volksbank im Advent 2024 kamen nochmals rund 200 Euro zusammen. … „So können wir Material kaufen und auch mal einen Ausflug mit den Mädchen und Jungen machen. Hier auf den Dörfern gibt es ja nichts“, sagt sie.

Die Ehrenamtlichen wollen ein Café beleben

Neben dem Haus steht die alte Feuerwehr. „Hier gab es mal ein Café. Dieses wieder aufleben zu lassen, wäre ideal“, träumen Katja Oestreich und Heike Lewin. Die Räume wären nicht größer, aber zum einen liege der Spielplatz genau gegenüber dem Café, zum anderen kämen gerade im Sommer viele Radfahrer durch den Ort, die oft enttäuscht wären, dass das Café geschlossen sei. „Und wir könnten die Mädchen und Jungen mit der älteren Generation zusammenbringen, in dem wir einmal im Monat zum Beispiel Kuchen backen“, meint Heike Lewin, so, wie sie und Katja Oestreich es schon beim Frauentreff im Pfarrhaus tun.

Bis das in Schmarsow aber so weit sei, werde es noch Überzeugungsarbeit und Geduld im Dorf brauchen, meinen beide. „Das alles machen wir in unserer Freizeit, die wir gerne miteinander teilen. Wir sind ein gutes Team. Was der eine denkt, macht der andere“, findet Katja Oestreich dennoch.