Rücktrittsforderungen und Austritte: Der Verein Deutsche Sprache gerät unter Druck, weil Vorstandsmitglied Silke Schröder an einem Treffen Rechtsradikaler teilgenommen hat.
Der Verein Deutsche Sprache will in den nächsten Tagen auf einer Vorstandssitzung über den Umgang mit dem Vorstandsmitglied Silke Schröder beraten. Schröder hatte laut Medienberichten im November an einem rechtsextremen Vernetzungstreffen im Landhaus Adlon teilgenommen, das vom Medium Correctiv aufgedeckt wurde. Dabei wurde laut Berichten auch über eine als “Remigration” bezeichnete Vertreibung von Millionen Menschen mit Migrationshintergrund aus Deutschland gesprochen.
“Als eingetragener Verein müssen nun die in der Satzung festgelegten Vereinsorgane über das weitere Vorgehen entscheiden”, teilte der in Dortmund ansässige Verein am Sonntag in einer E-Mail der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) mit. “Beteiligt sich jemand an verfassungsfeindlichen Umtrieben oder heißt diese auch nur gut, ist das aber selbstverständlich ein Grund für einen Ausschluss als Mitglied im VDS.”
Am Samstag hatte auch der frühere Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, den Rücktritt der Immobilienunternehmerin Schröder aus dem Vorstand des Vereins und ihren Ausschluss aus dem VDS gefordert. “Einem Verein, der sich nicht eindeutig von solchen Treffen und solchen Inhalten distanziert, kann ich nicht länger angehören”, sagte Sternberg der KNA. Der Münsteraner ist auch Präsident der Kunststiftung NRW. Zuvor hatte auch Vereinsmitglied Dieter Hallervorden laut Deutschlandfunk gefordert, Schröder müsse den Verein sofort verlassen. Der Philosoph Peter Sloterdijk erklärte seinen sofortigen Austritt aus dem VDS.
Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Thierse forderte vom VDS klare Kante: Er sei zwar kein Vereinsmitglied, sympathisiere aber mit dem Anliegen des VDS, die deutsche Sprache zu schützen, sagte der SPD-Politiker. Deshalb müsse der Verein alles tun, um nicht in den Verdacht zu geraten, dass er eine reaktionär-nationalistische Richtung verfolge. Der Historiker Michael Wolffsohn, der ebenfalls Vereinsmitglied ist, sagte dem Deutschlandfunk, der VDS habe sich auf seiner Homepage klar distanziert. “Ich vertraue darauf, dass der Verein die richtigen Konsequenzen zieht.”
Der Verein, der sich als Kämpfer für die Reinheit der deutschen Sprache versteht, hatte sich zwar am Donnerstag auf seiner Homepage von seinem Vorstandsmitglied Schröder distanziert, nahm aber inhaltlich zu deren Aussagen keine direkte Stellung. Es habe sich um eine private Tätigkeit Schröders gehandelt, teilte der VDS auf seiner Homepage mit. “Insbesondere war die aktuell kritisierte Aktion von Silke Schröder weder mit dem VDS abgesprochen noch gar von diesem initiiert oder autorisiert.” Der VDS vertrete Menschen aus allen politischen und gesellschaftlichen Schichten, die sich um die deutsche Sprache bemühten. “Der VDS unterstützt keine Aktionen, die nicht mit dem Grundgesetz vereinbar sind und lehnt Diskriminierungen jeder Form ab.”
Schröder selbst äußerte sich bislang nicht zu dem Treffen und ihrer Rolle dabei. Sie griff auf X, früher Twitter, Journalisten mit den Worten an: “Vielleicht Zeit für Remigration von sog. Journalisten an Ausbildungsstätten, die ihnen ideologiebefreit die Grundlagen ihres Handwerks beibringen.”
Der Deutsche Journalisten-Verband forderte daraufhin am Freitag vom VDS deutliche Konsequenzen. Schröders Aussagen könne man nur “als Wunsch nach einer Deportation von unliebsamen Journalistinnen und Journalisten in Umerziehungslager verstehen”, erklärte der DJV-Bundesvorsitzende Mika Beuster.