Nordrhein-Westfalen trauert um den früheren Präsidenten des Verfassungsgerichtshofs und des Oberverwaltungsgerichts (OVG) für das Land Nordrhein-Westfalen, Michael Bertrams. Der über die Landesgrenzen hinaus anerkannte Jurist habe mit „beeindruckender Geradlinigkeit und Konsequenz seine Standpunkte vertreten“, erklärte Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Freitag in Düsseldorf. Bertrams war nach Angaben des OVG in Münster am 16. Februar im Alter von 77 Jahren gestorben.
„Michael Bertrams war eine diskussionsfreudige und manchmal bewusst unbequeme Persönlichkeit, vor allem aber ein Verfechter des offenen Wortes“, erklärte Wüst weiter. In seiner Amtszeit habe er in vielen, zum Teil hochpolitischen Verfahren auch die Auseinandersetzung mit der Landespolitik nicht gescheut. Wüst erinnerte unter anderem an die Entscheidung des Verfassungsgerichtshofes 1999 gegen die Zusammenlegung von Innen- und Justizministerium durch den damaligen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement (SPD).
NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) würdigte Bertrams’ „unermüdlichen Einsatz“ für den Rechtsstaat. Während seiner Amtszeit von mehr als 18 Jahren habe er die Verwaltungsgerichtsbarkeit in NRW wie kaum ein anderer geprägt. Landtagspräsident André Kuper (CDU) nannte Bertrams einen „streitbaren Verfassungsjurist mit christlichem Gewissen“, dessen Engagement der Stärkung der Demokratie gegolten habe.
Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im NRW-Landtag, Jochen Ott, erklärte, Bertrams sei „ein unermüdlicher Verfechter unserer Demokratie“ gewesen, der sich auch nach seinem Ausscheiden aus dem Dienst immer wieder zu Wort gemeldet habe. So habe er etwa als Autor einer Tageszeitungskolumne seinen Lesern auch kompliziertere Sachverhalte verständlich gemacht und ihnen den Wert von Demokratie und Rechtsstaat nahegebracht. Auch FDP-Fraktionschef Henning Höne würdigte Bertrams’ Engagement für den Rechtsstaat, seine Unabhängigkeit und seine klare Haltung, die ihn zu einer „wichtigen Stimme in unserer Demokratie“ gemacht hätten.
OVG-Vizepräsident Jörg Sander nannte Bertrams einen herausragenden Juristen, dessen Einsatz „von einem hohen, in seinem christlichen Menschen- und Weltbild verwurzelten Ethos getragen“ gewesen sei.
Bertrams wurden den Angaben zufolge 1947 in Waldbröl geboren und studierte Rechts- und Staatswissenschaften in Bonn und München. Zu seinen beruflichen Stationen als Richter gehörten das Verwaltungsgericht Köln, das NRW-Oberverwaltungsgericht in Münster und das Bundesverwaltungsgericht in Berlin. 1994 kehrte Bertrams nach Münster zurück und übernahm die Ämter des Präsidenten des nordrhein-westfälischen Verfassungsgerichtshofs und des Oberverwaltungsgerichts NRW. Die Leitung dieser Gerichte habe er mehr als 18 Jahre lang bis zu seinem Eintritt in den Ruhestand am 31. Januar 2013 innegehabt, hieß es.