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Tierschützer wollen Kennzeichnungspflicht – auch gegen Aussetzen

Sommer für Sommer werden zahlreiche Haustiere ausgesetzt. Die Corona-Pandemie hat das Problem noch verschärft, viele Tierheime sind am Limit. Fachleute fordern daher eine andere Herangehensweise.

Katzen in Kartons, festgebundene Hunde: Wer sein Tier aussetzt, ist bislang schwer ausfindig zu machen. Es brauche eine bundesweite Pflicht zur Kennzeichnung und Registrierung von Hunden und Katzen, sagte die Sprecherin des Deutschen Tierschutzbundes, Lea Schmitz, am Freitag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). “Diese wäre essenziell, um den Halter ausgesetzter Tiere ausfindig zu machen – von den Vorteilen der Rückverfolgung für verzweifelte Tierhalter, deren Tier entlaufen ist, mal abgesehen.”

Tiere auszusetzen, sei eine Ordnungswidrigkeit, fügte Schmitz hinzu. Sie könne mit einem Bußgeld von bis zu 25.000 Euro bestraft werden. Zudem könne der Straftatbestand der Tierquälerei erfüllt sein, wenn das Tier durch das Aussetzen etwa länger andauernde Schmerzen, Leid oder Schäden erfahre. Darauf stehen bis zu drei Jahre Haft oder Geldstrafen.

Schmitz appellierte, sich vor der Anschaffung eines Tieres bewusst zu machen, welche Verantwortung damit einhergehe. Dazu gehöre etwa zu klären, “ob man bereit ist, für das Tier bis zu dessen Lebensende zu sorgen, ob man auch finanziell dazu in der Lage ist, keine Allergien vorliegen, ein Einverständnis des Vermieters vorliegt, das Tier während des Urlaubs versorgt ist”. Wer ein Tier aussetze, handle “völlig verantwortungslos”.

Zahlen dazu, wie viele Tiere pro Jahr ausgesetzt werden, gibt es nicht. Die Tierheime in Deutschland nehmen laut Tierschutzbund jedes Jahr rund 350.000 Tiere neu auf, “darunter in erster Linie Fundtiere”. In der Zeit der Sommerferien hätten einige Tierheime mit vermehrten Neuaufnahmen zu kämpfen; sie seien jedoch “mittlerweile in der Regel das ganze Jahr über stark oder sogar voll belegt”.

Knapp die Hälfte der Tierheime (48 Prozent) rechnet laut einer aktuellen Umfrage in diesem Sommer mit einer gleichbleibenden Zahl von ausgesetzten Tieren, hieß es weiter. Ein Fünftel (21 Prozent) rechnet mit etwa mehr betroffenen Tiere, 14 Prozent mit deutlich mehr.