“Fürs Vaterland gestorben ist sein Blut” – Die Uni Freiburg hat eine einzigartige Sammlung von Gedichten aus dem Ersten Weltkrieg veröffentlicht. Ein Zeugnis für Militarismus – und eine Mahnung zum Frieden.
Eine einzigartige Sammlung von rund 14.000 Gedichten aus und über den Ersten Weltkrieg hat die Universität Freiburg jetzt im Internet veröffentlicht. “Es handelt sich um einen großen Schatz für die Erforschung des Ersten Weltkriegs, ebenso um eine Mahnung zum Frieden”, sagte Michael Fischer, Leiter des verantwortlichen Zentrums für Populäre Kultur und Musik, am Donnerstag in Freiburg.
Die Kriegsgedichte entstanden zwischen 1914 und 1918. Sie stammen von ganz verschiedenen Autorinnen und Autoren und wurden in Tageszeitungen veröffentlicht.
Das damals neu gegründete Deutsche Volksliedarchiv in Freiburg, die Vorgängerinstitution des heutigen Zentrums für Populäre Kultur und Musik, hatte 1914 ein Büro in Berlin damit beauftragt, Gedichte und Soldatenlieder zu sammeln, aus den Zeitungen auszuschneiden und nach Freiburg zu schicken. Bis 1918 kamen so mehr als 14.000 Gedichte zusammen, die seitdem in 35 Archivkartons lagern. Fischer beschreibt die Sammlung als einmaliges Zeugnis des Patriotismus, des Nationalismus und Militarismus im damaligen Deutschland.
Die meisten Gedichte verherrlichen den Krieg, verklären den Kampf an der Front und beschimpfen die Gegner. Kritische oder gar pazifistische Stimmen gibt es laut Fischer kaum. “Aber den 14.000 Gedichten stehen zwei Millionen deutsche Kriegstote gegenüber, im gesamten Krieg sind mehr als neun Millionen Menschen gewaltsam zu Tode gekommen”, sagte der Wissenschaftler.
Die digitalisierten Gedichte sind als Bilddateien über die Internetseite des Universitätszentrums kostenfrei abrufbar. Darunter ist auch das Gedicht “Die Kriegsbraut”. Darin heißt es: “Abends im Kämmerlein und früh im Morgenschein froher Gesang! – Morgen kommt Liebster mein, schrieb mir aus Polen. Und es soll Hochzeit sein, Hochzeit nach frohem Sieg, Hochzeit im Krieg! – Abends im Kämmerlein und früh im Morgenschein Schluchzen so bang! Liebster kommt nimmermehr, sandten aus Polen mir nur sein Kreuzlein daher. Von Eisen kalt und schwer, nimmer kommt er.”