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Suchtgefahr bei TikTok und Co. – Jeder vierte Jüngere gefährdet

Vom Katzenvideo zum Kontrollverlust? Die Generation Z droht im Netz zu versinken – mit ernsten Folgen. Doch auch Ältere sind betroffen. Fachleute pochen auf genaue Ursachenforschung.

Ein Viertel der jungen Menschen in Deutschland zeigen typische Anzeichen einer Social-Media-Sucht: Das geht aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov und der Hochschule Macromedia hervor, die beide am Montag zum Start der Messe re:publica vorstellten. Am häufigsten fällt den Befragten demnach selbst auf, dass es ihnen schwerfällt, die Nutzung von Instagram oder TikTok zu beenden – auch dies ist unter Nutzerinnen und Nutzern aus der Generation Z (geboren etwa zwischen 1995 und 2010) besonders stark ausgeprägt.

So erreicht TikTok auf einer Skala von “nie” (0) bis “jedes Mal” (100) mit einem Wert von 58 Punkten den höchsten Score, dicht gefolgt von Instagram mit 55 Punkten. Beide Plattformen liegen damit signifikant über dem Skalenmittelpunkt, wie es hieß – ein Hinweis auf ein erhöhtes Suchtpotenzial. Diese Werte unterstrichen die besondere Anziehungskraft der visuell geprägten, auf kurze Aufmerksamkeitsspannen optimierten Plattformen.

Insgesamt sind demnach 15 Prozent der Befragten in allen Altersgruppen gefährdet. Bei den Millenials (geboren etwa zwischen 1980 und 1996) sind es ebenfalls 26 Prozent, in der Generation X (geboren zwischen 1965 und 1980) noch 12 Prozent. Auch unter den Baby Boomern (Mitte der 1950er bis Ende der 1960er geboren) geben demnach bis zu 5 Prozent Hinweise auf ein problematisches Nutzungsverhalten.

Grundlage für diese Einstufung ist laut Angaben die “Bergen Social Media Addiction Scale”, die anhand sechs verschiedener Verhaltensweisen eine Einschätzung für die persönliche Social-Media-Gefährdungsstufe ermittelt – dazu zählen etwa Kontrollverlust, Entzugserscheinungen und Nutzungsdruck im Alltag. “Viele flüchten sich in soziale Medien, um dem Alltag zu entkommen und scheitern oft beim Versuch, ihren Konsum zu begrenzen”, warnte René Arnold, Management-Professor an der Hochschule Macromedia.

Es gelte, zwischen Vielnutzung und Sucht zu unterscheiden und Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen, ergänzte der Forschungsleiter bei YouGov Deutschland, Sven Runge. “Intensive Nutzung ist nicht gleich problematisch.” Im Diagnosekatalog der WHO ist Internetabhängigkeit seit 2022 erstmals als eigenständige Abhängigkeit aufgenommen, bezieht sich allerdings auf exzessives Spielen (“Gaming Disorder”) – Social-Media-Sucht zählt bislang nicht offiziell dazu.