Kleine Gesichter – mal lachend, mal wütend oder traurig – sind aus elektronischen Nachrichten nicht mehr wegzudenken. Frauen nutzen sie allerdings viel häufiger, zeigt eine Untersuchung zu Emojis.
Emojis füllen nach Einschätzung von Sprachwissenschaftlerin Tatjana Scheffler eine kommunikative Lücke. Mit den kleinen Gesichtern in elektronischen Nachrichten ließe sich etwas ausdrücken, “was mit Worten allein nicht immer geht”. Mit ihnen könne man Zusätzliches kommunizieren oder sie spielerisch einsetzen, sagte die Professorin an der Ruhr-Universität Bochum der “Süddeutschen Zeitung” (Samstag).
Scheffler und Ivan Nenchev, Psychiater an der Berliner Charité, forschten für ihre Studie “Affective, semantic, frequency, and descriptive norms for 107 face emojis” zu 107 Gesichts-Emojis, befragten Personen im Alter von 18 bis 70 Jahren und analysierten Daten der Plattform X und des Messenger-Diensts WhatsApp. Eine Hauptfunktion der kleinen Gesichter sei es, Nähe zu markieren. “Sie können zur Beziehungspflege eingesetzt werden”, so Scheffler.
Bei Kritik würden Emojis zudem genutzt werden, um die “Bedrohung unserer Beziehung abzuschwächen”. Sie seien Ersatz für Sätze wie “Es tut mir leid”. Allerdings unterscheide sich die Stärke der Emotionen enorm. “Ein Herzchen-Augen-Emoji hat eine sehr starke Emotion, wohingegen ein schlafendes Gesicht als nicht sehr emotional wahrgenommen wird”, nannte Scheffler ein weiteres Ergebnis der Untersuchung. Bei X würden lachende Emojis zudem häufig in einem ironischen Kontext genutzt werden.
Festgestellt haben die Forscher auch: Emojis werden vorwiegend von Frauen genutzt. Eine Begründung dafür könne sein, dass “die Beziehungspflege stereotypisch oftmals immer noch den Frauen überlassen wird und Emojis genau dafür benutzt werden”. Grundsätzlich finde man aber auch Gesicht-Emojis und Herzchen in Datenbanken von reinen Männer-WhatsApp-Gruppen. Dahinter könne folgendes linguistisches Phänomen stecken, so die Sprachwissenschaftlerin. “Aktive Sprachwandel wird oftmals von jüngeren Frauen angetrieben. Das heißt, sie sind die Ersten, die neue sprachliche Phänomene zeigen. Die Männer folgen dann.”