Wegen des Geschlechts, der sexuellen Orientierung oder nicht deutscher Herkunft hat ein erheblicher Anteil der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland schon einmal Diskriminierungserfahrungen gemacht. Dies gehe aus einer aktuellen Auswertung von Forschungsdaten des Survey des Deutschen Jugendinstituts (DJI) „Aufwachsen in Deutschland: Alltagswelten“ hervor, teilte das DJI am Dienstag in München mit. Die Ergebnisse seien besorgniserregend, sagten die Jugendforscherin Lisa Hasenbein und die DJI-Forschungsdirektorin Susanne Kuger.
Demnach betreffe Diskriminierung unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen besonders häufig Menschen, die ohnehin strukturell benachteiligt seien, etwa weil sie selbst oder ihre Eltern im Ausland geboren wurden (27 Prozent mit häufigen Diskriminierungserfahrungen) oder weil sie in materieller Armut lebten (30 Prozent). Auch Jugendliche und junge Erwachsene mit einer Behinderung oder Beeinträchtigung (41 Prozent) und solche mit einer nicht heterosexuellen Orientierung (43 Prozent) berichten davon, häufig diskriminiert worden zu sein.
Insgesamt geben mehr Mädchen und junge Frauen an, bereits Diskriminierungserfahrungen gemacht zu haben als gleichaltrige Jungen und junge Männer. Gut zwei Drittel (69 Prozent) der jungen Frauen im Alter von 18 bis 25 Jahren sagen, dass sie manchmal, oft oder sehr oft aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt worden seien. Bei den 12- bis 17-jährigen Mädchen ist es etwa die Hälfte (49 Prozent). Bei den jungen Männern sind es nur 29 Prozent, bei den 12- bis 17-Jährigen 27 Prozent.
Auch von Diskriminierung aufgrund ihrer sexuellen Orientierung sind junge Frauen häufiger betroffen als junge Männer (42 gegenüber 36 Prozent). Bei den Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren ist der Unterschied noch größer: Hier berichten 23 Prozent der Mädchen von Benachteiligungen, bei den Jungen sind es nur 9 Prozent.
Bei Diskriminierung aufgrund ihrer nicht deutschen Herkunft hätten die Hälfte (50 Prozent) der 12- bis 17-jährigen Mädchen mit Migrationsgeschichte entsprechende Erfahrungen, so das DJI, gegenüber 32 Prozent der gleichaltrigen Jungen. Dies kehre sich im jungen Erwachsenenalter jedoch um: Hier steigen die Diskriminierungserfahrungen junger Männer auf 60 Prozent an, während sie mit 48 Prozent bei den jungen Frauen ungefähr gleich bleiben. „Eine Stigmatisierung als potenziell gefährlich oder kriminell, von der besonders junge Männer mit Migrationsgeschichte betroffen sind, kann hierfür ein Grund sein“, erklärt Hasenbein.