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Studie: Rechtspopulismus könnte Städte unattraktiv machen

Viele Bürger wollen nicht in Städten leben, in denen Rechtspopulisten gegen Migranten Stimmung machen. Zu diesem Ergebnis kommt das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. Etwa am Beispiel von Dresden.

Wenn an einem Ort Rechtspopulismus erstarkt und sich ausländerfeindliche Proteste häufen, könnte das neue Bürger von einem Umzug in die betreffende Stadt abhalten. Zu dieser Schlussfolgerung kommt eine Studie des Leibniz-Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim. “Städte und Regionen, in denen rechtspopulistische Parteien und Bewegungen breite Unterstützung erfahren, haben einen nicht zu unterschätzenden Nachteil bei der Anwerbung von in- und ausländischen Fachkräften”, sagte Studien-Autor Tommy Krieger am Mittwoch in Mannheim. Eine zentrale Ursache dafür sei, dass ein Ort aufgrund von ausgeprägtem Rechtspopulismus als weniger sicher wahrgenommen werde.

Grundlage der kurzen Studie ist eine bundesweite Online-Umfrage von 3.000 Bürgern zwischen 18 und 45 Jahren im Dezember 2023. Dabei gab eine Mehrheit an, Bedenken zu haben, in Städten mit rechtspopulistischen Bewegungen neue Freunde und Bekannte zu finden. Auch rechneten viele Befragte dort mit einer mittelfristig schlechteren Wirtschaftsentwicklung.

Die Wirtschaftswissenschaftler fragten für ihre Studie nicht nach konkreten Städten, sondern forderten zu einem Gedankenexperiment auf, in welche Stadt die Befragten lieber umziehen würden. Dabei wurden verschiedene Faktoren in jeweils verschiedener Ausprägung kombiniert. Darunter etwa: Vielfalt des kulturellen Angebots; asylkritische Proteste; klimapolitischer Aktivismus, Zustand der öffentlichen Infrastruktur und Angebote für Familien und Jugendliche.

Darüber hinaus analysierte die Studie die tatsächliche Bevölkerungsentwicklung in Dresden. “Hier können wir sehen, dass mit dem Beginn der Pegida-Proteste im Jahr 2014 die Zahl der Neuzuzüge im Vergleich zur bis dahin erwarteten Entwicklung und im Vergleich zu anderen Städten deutlich zurückging”, sagte Krieger der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Der Wirtschaftswissenschaftler geht davon aus, dass wegen des erstarkenden Rechtspopulismus bis zu 1.000 Bürger pro Jahr weniger nach Dresden gezogen sind.

Zu ähnlichen Ergebnissen seien auch vergleichbare Studien in Italien und Österreich gekommen. Laut den Mannheimer Wissenschaftlern ist die Datenlage insgesamt aber noch sehr dünn. Es brauche weitere Studien, um den Zusammenhang von Rechtspopulismus und Attraktivität und Wirtschaftswachstum einer Region besser zu verstehen. Bislang gebe es aber keine Hinweise darauf, dass Unternehmen ihre Standortentscheidung in Deutschland beim Erstarken von Rechtspopulismus überdenken würden.