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Studie: Kleinkinder haben kein Verständnis von Moral

Ist das Unterscheiden von gut und böse beim Menschen angeboren? Darauf deuteten bisher einzelne Studien mit wenigen kleinen Kindern hin. Eine große internationale Untersuchung kommt zum Ergebnis: Die Antwort ist Nein.

 Kinder unter zehn Monaten können eine gute Handlung nicht von einer schlechten unterscheiden: Das zeigt eine Internationale Studie unter Beteiligung der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Laut Mitteilung vom Mittwoch widerlegt die Untersuchung bisherige Befunde der Entwicklungspsychologie, die darauf hindeuteten, dass Moral angeboren sei.

So sah den Angaben zufolge das Studiensetting aus: Mehr als 1.000 Kleinkindern im Alter zwischen 5,5 und 10,5 Monaten wurden im Experiment von 40 Forschungsteams aus der ganzen Welt Szenen mit Figuren vorgespielt: Einmal halfen sie einer anderen, einen Berg hinaufzukommen, mal schubsten sie sie hinunter. Anschließend durften die Kinder zwischen den beiden Figuren wählen.

Bisherige Befunde hätten nahegelegt, dass schon Säuglinge lieber die helfende Figur haben wollten, hieß es. In der bisher größten Studie zum Thema habe sich nun aber gezeigt, dass sich etwa die Hälfte der Kinder für die eine oder andere Figur entschied. Eine Vorliebe für die prosoziale Figur hätten sie also nicht gezeigt, erläuterte der Münchner Professor Markus Paulus.

Die Idee des weltweiten Verbunds zur Säuglingsforschung sei innovativ und vielversprechend, um einzelne Befunde zu überprüfen, fügte der Entwicklungspsychologe hinzu. In Deutschland waren neben der LMU weitere Universitäten und Forschungsinstitute in Bochum, Göttingen, Leipzig und Berlin beteiligt. Die Untersuchung “Infants’ Social Evaluation of Helpers and Hinderers, A Large Scale, Multi-Lab, Coordinated Replication Study” wurde in der Fachzeitschrift Developmental Science veröffentlicht.