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Stolperstein-Initiative gedenkt erstmals eines homosexuellen Opfers

Zum ersten Mal gedenkt die Stolperstein-Initiative am kommenden Montag (21. Oktober) in Regensburg eines homosexuellen Nazi-Opfers. Mehr als 270 Stolpersteine hat die Initiative des Evangelischen Bildungswerks in den vergangenen 17 Jahren in Regensburg bereits verlegt. 90 Jahre, nachdem die Nazis bei Razzien Homosexuelle in Bayern und im ganzen NS-Staat verhaftet hatten, werde jetzt Max Tröster gedacht, teilte die Initiativen-Sprecherin Susanne Feichtmayer-Arnold mit.

Tröster wurde am 6. August 1940 von der Gestapo in die Regensburger Augustenburg gebracht, wo er sich zwei Tage später das Leben nahm. Die Gedenksteinverlegung erfolge an einem denkwürdigen Tag: Am 21. Oktober 1934 hatten die Nazis die Verfolgung homosexueller Männer ausgeweitet. In der Nacht auf den 21. Oktober kam es in ganz Bayern und vor allem in München zu Razzien. Zwischen 5.000 und 15.000 Homosexuelle wurden in der NS-Zeit in den Konzentrationslagern inhaftiert oder kamen zu Tode. Sie mussten den sogenannten Rosa Winkel auf der Häftlingskleidung tragen.

Nach dem Ende der NS-Diktatur blieb Homosexualität weiterhin strafbar. Es galt der Paragraf 175, der „Unzucht unter Männern“ unter Strafe stellte. Der Paragraf blieb bis 1994 gültig, wenn auch in abgewandelter Form. 30 Jahre nach der Abschaffung des Paragrafen sei ein guter Zeitpunkt, um eines homosexuellen Opfers zu gedenken, sagte die Sprecherin.

Das Stolpersteine-Projekt des Künstlers Gunter Demnig startete im Jahr 1992 und ist mit mehr als 100.000 Steinen in 1.500 europäischen Städten das größte dezentrale Mahnmal weltweit. Die kleinen quadratischen Messingplatten in Kopfsteinpflastergröße mit Informationen zu den Personen werden immer vor den letzten selbstgewählten Wohnorten der NS-Opfer in den Boden eingelassen.(00/3106/18.10.2024)