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Stiftung Warentest: Meiste Spiele-Apps nicht für Kinder geeignet

Traurige Tiere, die ums Weiterspielen bitten – oder Nutzernamen wie “Judenkiller88”: Verstörende Inhalte tauchen in die meisten Spiele-Apps auf, die die Stiftung Warentest untersucht hat. Eltern können etwas dagegen tun.

Mit Kindern über ihr Lieblingsspiel sprechen, In-App-Käufe deaktivieren und mögliche Verbote erklären: Dazu rät die Stiftung Warentest. Von 16 beliebten Spiele-Apps sei nur eine einzige zu empfehlen – allerdings auch nur mit Einschränkung, wie die Stiftung am Donnerstag in Berlin auf Basis einer Untersuchung mitteilte. Alle untersuchten Apps sind ab 12 Jahren freigegeben und kostenfrei – “Minecraft”, die einzig empfehlenswerte, kostet dagegen in der Anschaffung acht Euro.

Viele problematische Inhalte stammten nicht von den Anbietern, sondern einzelnen Spielern oder Gruppen, erklärte der Bereichsleiter Untersuchungen der Stiftung Warentest, Holger Brackemann. Die Testerinnen und Tester fanden etwa Nutzernamen wie “Judenkiller88” (in der App Gardenscapes), Kontaktaufnahme von Fremden, die Kinder nach ihrer Telefonnummer fragen (in der App Clash of Clans) oder Gewaltszenen (in den Apps Roblox und Fortnite).

Zudem seien die meisten Spiele auf nahezu endlose Nutzung angelegt. Wer unterbreche, verliere mitunter den eigenen Spielstand – in anderen Fällen werde tägliches Spielen belohnt. Martin Gobbin, Multimedia-Experte der Stiftung Warentest, nannte beispielhaft die “Tagesgeschenk-Serie” in der App Brawl Stars. Andere Apps wie “Monopoly Go” belohnten Einladungen an Freunde. Auch Gruppenaktivitäten verleiteten dazu, immer mehr zu spielen: “Wenn ich Hausaufgaben mache oder Fußball spiele und deshalb mein ‘Clan’ im Spiel verliert, erzeugt das natürlich hohen Druck im Freundeskreis”, so Gobbin.

Darüber hinaus sehen die Fachleute eine Tendenz zu “raffinierter Monetarisierung”. Die meisten Apps ließen sich zwar gratis installieren, verführten jedoch zu In-App-Käufen. Belgien stufe inzwischen etwa Beutekisten, die man kaufen müsse, ohne zu wissen, was sich darin befinde, als Glücksspiel ein, erklärte Brackemann. Es brauche klare und nachvollziehbare Bezahlmodelle. Außerdem müssten kinder- und jugendgefährdende Inhalte standardmäßig deaktiviert sein. “Eine konsequente Überwachung dieses Marktes fehlt”, kritisierte Brackemann.

Über jeweils mindestens drei Monate befassten sich die Testerinnen und Tester mit folgenden Apps: Minecraft, Brawl Stars, Candy Crush Saga, Clash of Clans, Fortnite, Gardenscapes, Genshin Impact, Hay Day, Monopoly Go, Pokemon Go, Roblox, Royal Match, Solitaire Grand Harvest, Subway Surfers, Township und Whiteout Survival.