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Stiftung: In Unternehmensberichterstattung gehört ein Klima-Check

Wirtschaftsjournalisten sollten dem Medienwissenschaftler Lutz Frühbrodt zufolge in der Unternehmensberichterstattung künftig messbare Öko-Indikatoren wie den Treibhausgas-Ausstoß berücksichtigen. Das empfiehlt Frühbrodt, der an der Technischen Hochschule Würzburg-Schweinfurt lehrt, in einem am Mittwoch in Frankfurt am Main vorgestellten Arbeitspapier der gewerkschaftsnahen Otto Brenner Stiftung. Der Anteil der Wirtschaft am Gesamtausstoß von Treibhausgasen in Deutschland liege bei rund 60 Prozent und stehe in einem Missverhältnis zu der geringen Bedeutung, die Umwelt und Klima bislang im deutschen Wirtschaftsjournalismus hätten, kritisiert der Volkswirt.

Ein Wirtschaftsjournalismus, der sich dem Thema Nachhaltigkeit systematisch nähere und mit messbaren Größen arbeite, könne in Redaktionen ohne größeren Aufwand etabliert und auch in der Unternehmensberichterstattung umgesetzt werden, heißt es in dem Arbeitspapier „Konzerne im Klimacheck“. Dazu müssten sich die Mitarbeiter Klima-Expertise aneignen und die Klima-Komponente standardmäßig in ihre Berichterstattung aufnehmen.

„Der Treibhausgas-Ausstoß sollte zügig als feste Größe bei wirtschaftsjournalistischen Standards, wie Berichten über Bilanz-Pressekonferenzen, verankert werden“, empfiehlt Frühbrodt. Langfristig müsse er aber auch bei anderen Formaten, etwa Unternehmensporträts, zum Einsatz kommen.

Frühbrodt zeigt anhand von Beispielen, wie eine solche integrierte Unternehmensberichterstattung („Integrated Business Reporting“) aussehen könnte und welche Fallstricke es zu beachten gilt. Genügend Daten über die jeweiligen ökologischen Bilanzen seien vorhanden und auch zugänglich. Konzepte wie das sogenannte ESG-Konzept („Ecological/Social/Governance“) gewännen für die Bewertung von Unternehmen in der Finanzwirtschaft wie auch für regulative Vorschriften wie etwa EU-Richtlinien stetig an Bedeutung. Der Wirtschaftsjournalismus müsse mit dieser Entwicklung Schritt halten.