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Starker Anstieg von Migration nach Westeuropa und Nordamerika

Dauerhafte Migration nach Westeuropa, Australien und Nordamerika nimmt stark zu. 2022 war in zahlreichen Kategorien von Migration ein Rekordjahr, und vorläufige Zahlen für 2023 deuteten auf einen weiteren Anstieg hin, so das Ergebnis des Migrationsberichts der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), der am Montag in Paris vorgestellt wurde.

Demnach stieg dauerhafte Migration in OECD-Länder 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 26 Prozent auf mehr als sechs Millionen neue dauerhafte Einwanderer. Flüchtlinge aus der Ukraine sind in diesen Zahlen nicht enthalten. Die Organisation führt die Rekordzahlen auch auf einen Anstieg gesteuerter Arbeitsmigration zurück. Auch vorübergehende, zumeist saisonale Arbeitsmigration verzeichnete ein starkes Plus. Die 1948 gegründete OECD hat derzeit 38 zumeist wohlhabendere Mitgliedstaaten des globalen Westens, die sich Demokratie und Marktwirtschaft verpflichtet fühlen.

Dem Bericht zufolge war der Zuzug ganzer Familien weiterhin die größte Kategorie für neue Dauermigranten (40 Prozent); gesteuerte Arbeitsmigration und freie Mobilität Einzelner machten laut Bericht jeweils 21 Prozent aus. In mehr als der Hälfte der OECD-Länder sei die Beschäftigungsquote von Migranten auf dem höchsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten.

Die wichtigsten Herkunftsländer 2022 für Asylbewerber in der OECD waren Venezuela mit 221.000, Kuba mit 180.000, Afghanistan mit 170.000 und Nicaragua mit 165.000 Migranten. Zu diesen Zahlen kommen noch die Flüchtlingsströme aus der Ukraine hinzu. Im Juni 2023 lebten in OECD-Ländern rund 4,7 Millionen geflüchtete Ukrainer. Deutschland, Polen und die USA nahmen dem Bericht zufolge in absoluten Zahlen die meisten Flüchtlinge aus der Ukraine auf; gemessen an der Größe der eigenen Bevölkerung waren es Estland, Tschechien und Litauen.

Mütter mit Migrationshintergrund sind laut den Befunden unverhältnismäßig benachteiligt, sowohl gegenüber kinderlosen Migrantinnen als auch gegenüber ihren im Inland geborenen Altersgenossinnen. Im OECD-Durchschnitt beträgt der Unterschied in den Beschäftigungsquoten zwischen eingewanderten und im Inland geborenen Müttern 20 Prozentpunkte. Die Zahl der Zulassungen internationaler Studierender näherte sich erstmals der Zwei-Millionen-Marke.

Auch die Zahl der neuen Asylanträge in der OECD erreichte 2022 mit mehr als zwei Millionen ein Allzeithoch. Das waren noch deutlich mehr als 2015/16 mit 1,7 Millionen und doppelt so viele wie 2021. In den USA lag die Zahl bei 730.000, gegenüber 190.000 im Jahr 2021. Der Erwerb der Staatsbürgerschaft erreichte in den OECD-Ländern nach vorläufigen Daten für 2022 mit 2,8 Millionen ebenfalls einen neuen Höchstwert.

Angesichts von wachsendem Arbeitskräftebedarf in vielen OECD-Ländern stehe die Arbeitsmigration weit oben auf der politischen Agenda, heißt es weiter. Arbeitskräftemangel habe Arbeitsmigration gepusht. Mehrere Länder, darunter Australien und Deutschland, planten wesentliche Änderungen ihrer Arbeitsmigrationsrahmen; andere hätten ihre Zielzahlen bereits erhöht.