Der Sozialverband Deutschland (SoVD) in Niedersachsen fordert von der Landesregierung mehr Anstrengungen, um die Inklusion an den Schulen voranzubringen. Die Zahl der Kinder mit Förderbedarf, die eine inklusive Schule besuchen, stagniere seit fünf Jahren, kritisierte der Verband am Freitag in Hannover. „Obwohl die inklusive Schule bereits vor über zehn Jahren eingeführt wurde, besucht mehr als jedes dritte Kind mit Förderbedarf noch immer keine entsprechende Regelschule“, sagte Dirk Kortylak vom Vorstand.
Seit 15 Jahren gelte in Deutschland die UN-Behindertenrechtskonvention, nach der Kinder mit Behinderung das Recht auf gemeinsames Lernen mit anderen hätten. Dennoch besuchten noch mehr als 20.000 Kinder in Niedersachsen separate Förderschulen, mahnte Kortylak an. Viele Schülerinnen und Schüler verließen die Förderschule ohne jeglichen Abschluss. In der Folge seien sie oft langfristig armutsgefährdet. „Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen Zahlen dramatisch.“ Die Regelschulen benötigten genügend Geld und Personal, um Inklusion für alle umzusetzen.
Laut dem kürzlich vorgestellten zweiten Bericht des Landes über schulische Inklusion gingen im Schuljahr 2023/2024 rund 65 Prozent der Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf auf eine allgemeinbildende Schule. Insgesamt waren das rund 37.400 Mädchen und Jungen. Dabei stagniert die Quote seit einigen Jahren, mit Schwankungen um etwa einen Prozentpunkt.
Mit dem Schuljahresbeginn 2013/2014 hatte das Land die Inklusion stufenweise zunächst für die Klassen 1 und 5 eingeführt. Seit Sommer 2021 ist sie für alle Klassenstufen möglich. Die meisten Schülerinnen und Schüler mit Förderbedarf besuchten im Schuljahr 2023/2024 laut dem Bericht Grundschulen und Oberschulen (jeweils gut 11.000). Deutlich niedriger liegt die Zahl an den Gymnasien (1.590).