Allein in Deutschland werden jedes Jahr tausende Kinder als vermisst gemeldet. Ihr Schicksal klärt sich meist nach wenigen Tagen. Größer sind die Gefahren in Kriegs- und Krisengebieten.
Zum Internationalen Tag der vermissten Kinder am Sonntag weist der Internationale Sozialdienst auf Defizite im grenzüberschreitenden Kinderschutz hin. “Verantwortung endet nicht an Landesgrenzen – Kinderschutz muss grenzüberschreitend gedacht und gelebt werden”, sagte die Vorständin des zuständigen Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge, Verena Staats, am Freitag in Berlin. Gefahren bestünden etwa bei Reisen von Kindern.
Besonders hoch ist das Risiko von Entführungen laut dem Sozialdienst in Kriegsgebieten und auf der Flucht. Beim Kampf gegen Menschenhandel müssten kindspezifische Aspekte stärker berücksichtigt werden. Ziel sei ein einheitlicher Schutz für Kinder auf der Flucht, unabhängig von Herkunft und Aufenthaltsstatus.
Laut Bundeskriminalamt (BKA) galten in Deutschland im vergangenen Jahr rund 18.100 Kinder als vermisst. Etwa 17.500 dieser Fälle hätten sich bis zum Jahresende erledigt, die meisten nach wenigen Tagen. Die Aufklärungsquote liege somit bei fast 97 Prozent. Vermisstenzahlen schwanken laut dem BKA stark, sowohl kurzfristig als auch im Jahresvergleich.
Von Februar 1957, dem frühesten registrierten Vermisstendatum, bis Februar 2025 seien rund 1.900 ungeklärte Fälle vermisster Kinder polizeilich erfasst. Bei mehr als einem Drittel der Fälle handele es sich um unbegleitete Flüchtlinge, Dauerausreißer oder Kinder, die im Rahmen von Familienstreitigkeiten ihren Sorgeberechtigten entzogen würden.
Grund für Kindesentziehungen seien Sorgerechtsstreitigkeiten der Eltern, insbesondere wenn diese aus unterschiedlichen Kulturkreisen stammten. Die Gefahr für die betroffenen Kinder hält das BKA dabei nach eigener Aussage für gering, da diese sich in der Obhut eines Erwachsenen befänden, zu dem sie eine enge Bindung hätten.