Schleswig-Holsteins Fischereiministerium fördert mit 758.000 Euro eine Studie über Auswirkungen des Kormorans auf den Dorschbestand. Der Dorsch weise in der westlichen Ostsee historische Tiefstände auf, die Situation könne bislang nur in Teilen erklärt werden, teilte das Kieler Ministerium zum Hintergrund mit. Fischereiminister Werner Schwarz (CDU) informierte sich am Montag in Lübeck über das Vorgehen der vierjährigen Studie.
In dem Forschungsprojekt soll den Angaben zufolge neben der schleswig-holsteinischen Küste auch in Mecklenburg-Vorpommern und Dänemark untersucht werden, in welchem Ausmaß Dorsche zur Nahrung der Kormorane im Küstenbereich beitragen. Die Studie wird durch das Institut für Binnenfischerei Potsdam-Sacrow in Zusammenarbeit mit dem Thünen-Institut für Ostseefischerei durchgeführt.
„Wir machen uns große Sorgen um die Fischereibetriebe, da eine gezielte Nutzung von Dorsch und Hering aktuell nicht mehr gegeben ist“, sagte Schwarz. Nur auf Basis einer fundierten Datengrundlage könnten verbesserte Vorhersagen der Bestandsentwicklung getroffen und so Entscheidungen für eine ökologisch und wirtschaftlich nachhaltige Fischerei getroffen werden, sagte der Minister.
Uwe Brämick, Direktor des Instituts für Binnenfischerei, sagte: „Aus Voruntersuchungen im Gebiet der Travemündung wissen wir, dass der Dorsch eine große Rolle in der Ernährung der Kormorane spielen kann.“ Hochrechnungen hätten ergeben, dass die Kormorane eines einzigen Schlafplatzes am Dassower See in einem Jahr ähnlich viele Dorsche entnommen hatten wie der deutschen Berufsfischerei im Jahr 2022 als Fangquote zur Verfügung stand.
Der Kormoran unterliegt dem allgemeinen Schutz der EU-Vogelschutzrichtlinie und darf in Deutschland nicht gejagt werden. Anfang der 1980er Jahre war der Kormoranbestand laut Fischereiministerium europaweit weitestgehend zusammengebrochen. Im Gebiet des südwestlichen Ostseeraums sei er bis etwa 1995 wieder stark gestiegen, seitdem liege er bei knapp 50.000 Brutpaaren sowie rund 12.000 Kormoranen, die nicht brüten, und Kormoranen, die während der Zugzeit dort rasten. In Schleswig-Holstein gibt es den Angaben nach aktuell rund 2.750 Brutpaare und bis zu 18.000 rastende Kormorane, wovon ein großer Teil jedoch nur saisonal an der Ostseeküste zu finden ist.