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Seit 30 Jahren helfen sie Kindern

Ärzte, Krankenschwerstern, Sozialarbeiter und Pädagogen gründeten das Zentrum mit der Diakonie. Bis heute leistet es wichtige Arbeit.

Einrichtungsleiterin Mareike Van‘t Zet (v. l.), Diakonie-Vorstand Thomas Feld und Sozialpädagogin Angela Könnecke
Einrichtungsleiterin Mareike Van‘t Zet (v. l.), Diakonie-Vorstand Thomas Feld und Sozialpädagogin Angela KönneckeKerstin Kempermann

Oldenburg. 105 Kinder unter sechs Jahren wurden 2015 in Deutschland getötet. Mindestens 38 Mal am Tag wird laut der polizeilichen Kriminalstatistik einem Kind in Deutschland sexuelle Gewalt angetan. Und dies seien jedoch nur die bekannten Fälle, betonte die Leiterin des Oldenburger Kinderschutz-Zentrums, Mareike van‘t Zet. Tatsächlich sei die Zahl der misshandelten und missbrauchten Kinder vermutlich sogar 20 Mal größer. „Der Hilfe- und Beratungsbedarf für Kinder und Eltern ist riesig“, sagte sie. Seit 30 Jahren bietet das Kinderschutz-Zentrum in Oldenburg diese Unterstützung. Am 15. September wird mit einem Fachtag gefeiert.
Ärzte, Krankenschwestern, Sozialarbeiter und Pädagogen gründeten 1986 gemeinsam mit der Diakonie den Verein zur Verhütung von Kindesmisshandlung, aus dem dann die „Beratungsstelle Benjamin“ und das Kinderschutzzentrum hervorgegangen sind. Das berichtete der Oldenburger Diakoniechef Thomas Feld, der auch Vorsitzender des Vereins ist. Mittlerweile gibt es in Niedersachsen zwei weitere Zentren in Hannover und Osnabrück. Bundesweit gibt es 30 Zentren.

Beratung heute von Profis

Sozialpädagogin Angela Könnecke ist seit 1989 mit dabei. Gut erinnert sie sich, an den Wandel, den die Arbeit durchlief. War man am Anfang vor allem auf ehrenamtliches Engagement angewiesen, wird die Beratungsarbeit heute von Profis angeboten. In Oldenburg unterstützen die Mitarbeitenden des Zentrum mit vier Vollzeitstellen Kinder und Eltern. Dabei geht es nicht nur um Beratung, sondern auch um Prävention. Gerade bei Präventionsprojekten wie „Balu und Du“ ist das Kinderschutzzentrum weiter auf Ehrenamtliche angewiesen.
„Unser Ziel ist der Weg zu einer gewaltfreien Erziehung“, unterstrich van‘t Zet. Der Bedarf an Beratung und Betreuung von Familien bei Kindesmisshandlungen, Vernachlässigungen, sexueller- und häuslicher Gewalt wachse mit dem Bekanntwerden des Zentrums stetig. Jährlich verzeichne das Zentrum 220 Neuanmeldungen. „Etwa 82 Prozent der Kinder in unserer Beratung sind jünger als zehn Jahre.“ Und die Fälle seien oft sehr komplex. Als Beispiel berichtete sie von einem 13-jährigen Jungen, der seine Cousine missbraucht habe. In solchen Fällen müssten Opfer, Täter und noch zwei Familiensysteme berücksichtigt werden. „Wir nehmen immer das ganze System in den Blick, nicht nur das Opfer“, betont van‘t Zet. Nur so könne eine echte Veränderung gelingen.
Seit zehn Jahren weitet das Kinderschutz-Zentrum sein Angebot auf den ganzen Nordwesten Niedersachsens aus. Neben der eigentlichen Beratung und Therapie biete das Zentrum Fortbildungen für Fachkräfte wie Lehrer oder Erzieherinnen an, berichtete van‘t Zet. Außerdem habe das Zentrum Schutzkonzepte für stationäre Jugendeinrichtungen entwickelt. Derzeit werden Ärzte und Pflegekräfte von elf Kinderkliniken in der Region geschult, damit sie Misshandlungen besser erkennen. (mit Material von epd)