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Schulleiter in Sachsen-Anhalt sind stark belastet

In Sachsen-Anhalt klagen Schulleiterinnen und Schulleiter über eine hohe Arbeitsbelastung. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat am Dienstag eine entsprechende Studie in Magdeburg vorgestellt. Neben langen Arbeitszeiten sorgten eine fehlende Entlastung sowie schlechte Arbeitsbedingungen für zunehmenden Stress, sagte die GEW-Landesvorsitzende Eva Gerth am Dienstag in Magdeburg.

Laut der Studie der Freiburger Forschungsstelle für Arbeitswissenschaften arbeiten 94 Prozent der befragten Leitungskräfte auch an Wochenenden oder an Feiertagen. 86 Prozent seien auch abends oder nachts beschäftigt. Mehr als acht von zehn Schulleitern beklagen demnach zudem ein hohes Arbeitstempo oder nicht ausreichende Pausen.

Fast drei Viertel der befragten Leitungskräfte waren den Angaben zufolge weiblich, rund 57 Prozent waren mindestens 55 Jahre alt. Gut die Hälfte der Befragten ist an Grundschulen tätig. Etwa drei Viertel sind verbeamtet.

Burnout-Syndrome seien unter Lehrkräften und speziell unter Schulleitern überdurchschnittlich verbreitet, sagte Studienleiter Matthias Nübling von der Freiburger Forschungsstelle: „Die Daten belegen, dass Leitungskräfte an Schulen hochgradig belastet sind.“ Zudem verwische immer mehr die Grenze zwischen Beruf und Privatleben. Fast die Hälfte der Befragten arbeite an ergonomisch ungeeigneten Arbeitsplätzen, viele litten an ständiger körperlicher Erschöpfung oder Lärm- und Stimmbelastungen.

Dennoch gebe es auch positive Effekte, etwa eine starke Verbundenheit mit der Arbeit, gute Entwicklungsmöglichkeiten und eine hohe Jobsicherheit, betonte Nübling. 60 Prozent der Befragten seien oft oder immer begeistert von ihrer Arbeit. Viele betonten zudem die Sinnhaftigkeit und Bedeutung ihrer Aufgaben. Dies könne aber die negativen Effekte nicht ausgleichen.

Gerth forderte von der Landesregierung mehr Personal sowie mehr zeitliche Ressourcen. Zudem müssten ergonomische Arbeitsplätze sowie Rückzugsorte für Lehrkräfte geschaffen werden. Viele Befragungsergebnisse seien identisch mit dem, was sie aus Gesprächen mit Leitungskräften erfahren habe. „Jetzt, wo die alarmierenden Ergebnisse vorliegen, darf es jedoch keine Verzögerung geben“, forderte die GEW-Landesvorsitzende.

Laut Ingo Doßmann, Schulleiter aus Genthin (Jerichower Land), gibt es nach Zahlen des Bildungsministeriums Sachsen-Anhalt vom Ende vergangenen Jahres 55 unbesetzte Stellen in den Schulleitungen. Vor allem im ländlichen Raum sei es schwierig, freie Stellen zu besetzen. Er kritisierte zudem eine wachsende Arbeitsbelastung für Schulleiter. Dennoch sei die Zahl der Anrechnungsstunden seit 1995 nicht erhöht worden.

Die Befragung wurde in 14 Bundesländern durchgeführt und von der GEW koordiniert. In Sachsen-Anhalt hatten zwischen September und November 2024 insgesamt 160 Schulleiter an der Umfrage teilgenommen. Angeschrieben wurden den Angaben zufolge die Leitungskräfte der 747 öffentlichen Schulen. Die Studie basiere auf dem „Copenhagen Psychosocial Questiannaire (COPSOQ)“, einem bewährten Instrument zur Erfassung psychosozialer Belastungen.