Artikel teilen:

Schon wieder im Stau oder Stop-and-go? Tipps zum Gelassen bleiben

Die Menschen in Deutschland standen vergangenes Jahr im Schnitt 43 Stunden im Stau – fast zwei ganze Tage. Statt sich im Stop-and-go-Verkehr aufzuregen, rät Verkehrspsychologe Philip Frieg zu Gelassenheit.

Baustellen, Unfälle und hohes Verkehrsaufkommen führen auf deutschen Straßen immer wieder zu Staus und Stop-and-go-Verkehr. Vergangenes Jahr steckten Autofahrer im Schnitt 43 Stunden fest – fast zwei ganze Tage, wie aus dem Bericht des Verkehrsdaten-Dienstleisters Inrix hervorgeht. Angesichts des wachsenden Verkehrs ist in naher Zukunft nicht mit Besserung zu rechnen. Was also tun? Der Verkehrspsychologe Philip Frieg vom Tüv Nord rät im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) dazu, im Stau gelassen zu bleiben und die Zeit zu nutzen: “Man muss das Beste daraus machen.”

Dass Autofahrer im Stau überhaupt mit Stress reagieren hat laut Frieg damit zu tun, dass der Stillstand als Einschränkung der eigenen Handlungsfreiheit wahrgenommen wird. “Stau bedeutet Kontrollverlust”, sagt der Psychologe. Er würde als auferlegte Nötigung empfunden und bringe häufig die eigenen Planungen durcheinander. Zwar könne man kleinere Verzögerungen stets mit einrechnen, lange Staus wegen schwerer Unfälle beispielsweise seien für Autofahrer aber nicht kalkulierbar.

Wer oft im Berufsverkehr feststeckt, sollte Frieg zufolge aus seinen Erfahrungswerten lernen und mit ausreichendem Puffer zur Arbeit oder zu Terminen fahren. So vermeide man Zeitdruck und den damit einhergehenden Stress. Frieg empfiehlt zudem, den stockenden Verkehr als unveränderbare Tatsache hinzunehmen und zu akzeptieren. “Man muss diese Zeit ein Stück weit uminterpretieren: Ich rate dazu, sie als gewonnene Zeit zu betrachten”, sagt Frieg. Sie könnte man wie folgt nutzen:

1. Vorbereiten – Was mache ich, wenn ich angekommen bin, als erstes? Was liegt heute sonst noch an? Frieg rät dazu, die Zeit im Stau oder stockenden Verkehr zu nutzen, sich auf den anstehenden Arbeitstag, den Termin oder Feierabend gedanklich vorzubereiten und ihm so entspannter entgegenzugehen.

2. Musik hören – Die eigene Lieblingsmusik zu hören ist laut Frieg ebenfalls eine gute Möglichkeit, die Zeit im Stau positiv zu nutzen. Das gleiche gelte auch für Hörbücher oder Podcasts.

Nach einem schweren Unfall und Streckensperrung kann es zu stundenlangem Stillstand auf der Autobahn kommen. Der Verkehrspsychologe rät dazu, sich bewusst zu machen, warum der Stau entstanden ist. “Dann kann man als erstes Glück empfinden: Gut, dass mir das nicht passiert ist”, sagt Frieg. Sich vor Augen zu führen, dass man selbst nicht verletzt sei, das Auto heile und kein Ärger mit der Versicherung anstehe, könne die Situation wieder in Relation setzen. “Der Stau ist eine Sache, aber ich stehe hier und bin unversehrt.” Laut Frieg kann diese Reflexion zudem dazu führen, selbst aufmerksamer zu fahren.

Die Zeit im Stau lasse sich auch nutzen, um endlich schon länger geplante Telefonate zu führen – allerdings sollten solche nur über die Freisprechanlage geführt werden, betont Frieg. “Telefonate sind nicht zu unterschätzen. Sie lenken ab. Wenn es im Verkehr wieder weitergeht, wäre es am besten, wieder die ganze Aufmerksamkeit dem Verkehr zu widmen.” Das gleiche gelte fürs Essen und Trinken: Bei vollkommenem Stillstand könne man natürlich ins Brötchen beißen. Allerdings: “Ich würde zum Beispiel nicht empfehlen, als Pendler im Auto zu frühstücken. Es lenkt ab – und auch wenn die Strecke Routine ist, kann immer etwas passieren”, sagt Frieg. “Im Verkehr muss man voll da sein.”