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Schleswig-Holstein: Polizei registriert Kriminalitätsanstieg für 2024

Die Polizei in Schleswig-Holstein hat im vergangenen Jahr 213.417 Straftaten erfasst und damit 8,7 Prozent (17.128 Fälle) mehr als 2023. „Das klingt auf dem ersten Blick beunruhigend. Der Anstieg der Fallzahlen beruht allerdings überwiegend auf einem sogenannten Umfangverfahren aus dem Jahr 2024“, teilte das Kieler Innenministerin am Donnerstag mit. Dieses Umfangverfahren umfasse 18.595 Fälle wegen Abrechnungsbetruges im Gesundheitswesen. Rechne man dieses nicht in die aktuelle Statistik mit ein, sei ein Rückgang um 0,7 Prozent (-1.467 Fälle) zu verzeichnen. Ohne die rein ausländerrechtlichen Verstöße liege der Rückgang sogar bei 1,7 Prozent (-3.249 Fälle).

Die Häufigkeitszahl (Anzahl der registrierten Straftaten pro 100.000 Einwohner) stieg auf 7.196 Fälle. Die Aufklärungsquote erhöhte sich auf 60,6 Prozent und liegt laut Innenministerium damit auf einem sehr hohen Niveau. Der Anteil von nichtdeutschen Tatverdächtigen an der Gesamtzahl aller Tatverdächtigen lag für 2024 bei 29,2 Prozent. Den Angaben des Innenministeriums zufolge betreffen Risikofaktoren für Kriminalität wie Armut, mangelnde Bildung, Flucht- und Gewalterfahrung verstärkt die nichtdeutsche Bevölkerung.

Im Jahr 2024 wurden 1.187 Messerangriffe erfasst. Im Vergleich zum Vorjahr stieg die Fallzahl demnach um 12,3 Prozent (130 Fälle). Die Fallzahlen häuslicher Gewalt erhöhten sich um 8,8 Prozent. Mit 71,4 Prozent waren weibliche Opfer am häufigsten betroffen. „Wir dürfen nicht nachlassen, den Schutz vor häuslicher Gewalt zu verbessern! Deshalb passen wir derzeit die rechtlichen Rahmenbedingungen für einen verbesserten Schutz an. Nach Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens wird die Elektronische Aufenthaltsüberwachung, umgangssprachlich auch Fußfessel genannt, im Kontext von häuslicher Gewalt und schweren Fällen von Stalking von der Polizei eingesetzt werden können“, erklärte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU).

Im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität sei die Anzahl der Tatverdächtigen seit der Corona-Pandemie erstmals zurückgegangen, auf 9.673 Kinder und Jugendliche als Tatverdächtige. Die Zahl von jugendlichen Tatverdächtigen bei Rohheitsdelikten verharre aber auf hohem Niveau: „Eine angespannte gesellschaftliche Lage kann sich auch belastend auf Kinder und Jugendliche auswirken, die gegebenenfalls nicht über ausreichende Bewältigungsstrategien verfügen“, sagte der Leitende Kriminaldirektor Stephan Marks.

Die Anzahl der Tötungsdelikte nahm 2024 ab: die Polizei registrierte 76 Fälle, das entspricht einem Rückgang um 21,6 Prozent (21 Fälle). Sowohl bei der Gewalt gegen Polizeibeamte sowie gegen Rettungs- und sonstige Einsatzkräfte verzeichnet die Kriminalstatistik einen Anstieg im Vergleich zum Vorjahr. Es wurden 1.752 Fälle von Gewalt gegen Polizeibeamte (+14 Prozent) und 102 Fälle von Gewalt gegen Rettungskräfte (+12,5 Prozent) registriert.

Der innen- und rechtspolitische Sprecher der Grünen-Landtagsfraktion, Jan Kürschner, und der polizeipolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Niclas Dürbrook, warnten vor einfachen Schlüssen aus der Berechnung der Tatverdächtigungsbelastungszahl. „Der Fokus auf ‘nicht deutsche Tatverdächtige’ verstellt den Blick auf die kriminologisch relevanten Phänomene. Nicht die Nationalität ist entscheidend dafür, ob jemand kriminell wird oder nicht, sondern Alter, Geschlecht sowie Lebensumstände“, erklärte Kürschner. Der polizeipolitische FDP-Landtagsfraktionssprecher Bernd Buchholz bezeichnete vor allem den Anstieg im Bereich der Messerkriminalität als „besorgniserregend“, da die Taten häufig im öffentlichen Raum stattfänden.