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Schlag gegen internationales Kinderporno-Netzwerk

Sexvideos mit Minderjährigen sind ein riesiger krimineller Markt. Um ihn zu zerschlagen, setzt die Polizei auf internationale Zusammenarbeit – und Spürhunde.

Bayerische Behörden melden einen Ermittlungserfolg gegen ein internationales Kinderpornografie-Netzwerk. Bei Durchsuchungen in 31 Staaten seien 1.393 Beschuldigte identifiziert worden, erklärte Bayerns Justizminister Georg Eisenreich (CSU) am Mittwoch. Bayerischen Ermittlern sei es gelungen, eine große Streamingplattform im Darknet namens “KidFlix” abzuschalten. Dort hätten etwa 1,8 Millionen registrierte Nutzer rund 91.000 Porno-Videos abrufen können.

Die Operation “Stream” sei von Europol koordiniert worden, hieß es. Die Durchsuchungen seien von Mitte März. Die Zahl der Beschuldigten in Deutschland wurde mit 103 angegeben. Die sichergestellten Geräte würden ausgewertet und könnten zu weiteren Beschuldigten führen, erläuterte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU).

Bei der Suche nach Datenträgern setzte die Polizei den Angaben zufolge auch spezielle Spürhunde ein. Auf dem gesicherten Videomaterial seien bisher zwei Kinder aus Deutschland identifiziert worden, darunter ein 11-jähriges Mädchen aus Nordrhein-Westfalen.

Eisenreich forderte, Betreiber einschlägiger Internetforen stärker ins Visier zu nehmen: “Sie fachen die Nachfrage nach immer neuem und härterem Material an.” Bei “KidFlix” hätten die Nutzer mit Kryptowährungen oder dem Hochladen von Videos bezahlt. Wer solche Plattformen betreibe, solle künftig härter bestraft werden und mindestens für drei Jahre ins Gefängnis.

Beide Minister sprachen sich ferner für die Wiederbelebung der Verkehrsdatenspeicherung ein. “Es ist unverständlich, dass Strafverfolger Hinweise auf Kindesmissbrauch etwa aus den USA nicht weiterverfolgen können, weil in Deutschland keine Verbindungsdaten mehr gespeichert sind”, sagte Eisenreich. Herrmann fügte hinzu, die Sicherung von IP-Adressen sei laut Europäischem Gerichtshof zulässig. Die deutschen Innenminister seien sich einig, sie zu speichern. Das müsse der neue Bundestag zügig umsetzen.