Dem breiten Publikum wird sie als ZDF-Kommissarin “Bella Block” in Erinnerung bleiben. Doch das Repertoire der jetzt mit 84 Jahren verstorbenen Schauspielerin und Theaterregisseurin Hannelore Hoger war bedeutend größer.
Für das deutsche Fernsehpublikum war sie vor allem Bella Block. Die manchmal überengagierte Hamburger Kriminalkommissarin, die ihre Fälle mit nach Hause nahm und auch im Ruhestand nicht loslassen konnte. Knapp ein Vierteljahrhundert, von 1994 bis 2018 verkörperte Hannelore Hoger diese Überzeugungstäterin im besten Sinne in und mit all ihren Höhen und Tiefen. Am 21. Dezember ist die Schauspielerin nach langer, schwerer Krankheit in ihrer Heimatstadt Hamburg gestorben, wie das ZDF am Freitag mitteilte.
Die Fälle, mit denen sich die Hauptkommissarin Block in der ZDF-Krimireihe konfrontiert sah, gehörten meistens zu den schwersten der Polizeiarbeit. Es ging um Vergewaltigung und sexuellen Missbrauch, unterlassener Hilfeleistung oder immer wieder auch um Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.
Hogers Fernsehkarriere begann aber viel früher. Schon in ihrem TV-Debütjahr 1965 spielte sie im Fernsehfilm “Die Zeitsperre” eine der Hauptrollen. Der Film über ein tragisches Missgeschick, bei dem ein kleiner Junge in einem durch eine Zeitsperre blockierten Tresor gefangen ist, gilt bis heute als ein Höhepunkt des Fernsehschaffens der damaligen Zeit.
Da hatte Hoger, die ihre Schauspielausbildung 1958 an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater begonnen hatte, schon Theaterengagements in Ulm, Bremen, Köln und Berlin hinter sich. 1965 drehte sie auch ihren ersten Kinofilm “Tag für Tag”. Ab den späten 1960er Jahren stand sie immer wieder für Filme ihres damaligen Partners Alexander Kluge vor der Kamera – von “Die Artisten in der Zirkuskuppel: ratlos” (1968), “Willi Tobler und der Untergang der 6. Flotte” (1972), “Deutschland im Herbst” (1977), “Die Patriotin” (1979) bis zu “Die Macht der Gefühle” (1983).
Im Kino spielte sie aber auch in leichteren Stücken wie Helmut Dietls Komödie “Rossini – oder die mörderische Frage, wer mit wem schlief”. Hier rückte sie als liebeshungrige Klatschreporterin Charlotte dem Filmproduzenten Oskar Reiter auf die Pelle. 2010 verkörperte Hoger Katharina de Medici im Historienfilm “Henri 4” nach den Henri-Quatre-Romanen von Heinrich Mann. Im Kinojahr 2015 gelang ihr ein Doppelerfolg in der Mutterrolle: In Alain Gsponers “Heidi”-Verfilmung war sie die liebe Großmama Sesemann, in Oskar Roehlers Slapstick-Satire “Tod den Hippies – Es lebe der Punk!” Giesela, die schräge Mutter der von Tom Schilling gespielten Hauptfigur Robert.
In der Tragikomödie Lang lebe die Königin von 2020 hatte Hoger gemeinsam mit Gisela Schneeberger, Iris Berben, Eva Mattes und anderen Szenen übernommen, die die während der Dreharbeiten verstorbene Hannelore Elsner selbst nicht mehr hatte spielen können.
Hoger, die Zeit ihres Lebens auch immer wieder Theater spielte und ab den 1980er Jahren auch als Regisseurin Stücke an so renommierten Bühnen wie dem Schauspielhaus Bochum und dem Wiener Theater in der Josefstadt inszenierte, war auch sozial engagiert. Sie nutze ihre Bekanntheit für Aufklärung und Kampagnen gegen sexualisierte Gewalt, warb für die Vorsorge gegen Krebs und war seit 2007 die Schirmherrin der Kampagne “Jede Oma zählt” der Hilfsorganisation Helpage Deutschland, die alte Menschen in sich entwickelnden Ländern unterstützt.