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Saar-Ministerin begrüßt Forderung nach KZ-Gedenkstätten-Pflichtbesuch

Die saarländische Bildungsministerin Christine Streichert-Clivot (SPD) unterstützt die Forderung von Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) nach einem Pflichtbesuch von Schülerinnen und Schülern in einer KZ-Gedenkstätte. „Wir müssen jungen Menschen deutlich machen, wohin Hass, Ausgrenzung und menschenverachtendes Denken führen – nicht abstrakt, sondern erfahrbar, greifbar, an den Orten des Grauens selbst“, erklärte sie am Donnerstag in Saarbrücken. Deshalb habe der saarländische Landtag bereits 2024 entschieden, dass jeder junge Mensch diese Erfahrung machen solle.

Die Landtagsabgeordneten hatten im vergangenen Dezember beschlossen, dass alle Schülerinnen und Schüler im Laufe ihrer Schulzeit mindestens einmal eine Gedenkstätte oder ein Konzentrationslager besuchen sollen. „Durch die direkte Konfrontation mit authentischen Orten lässt sich Schülerinnen und Schülern die Dimension der historischen Verantwortung Deutschlands in einer Weise veranschaulichen, die im Klassenzimmer in dieser Form nicht vermittelbar ist“, hieß es in dem damaligen Antrag von CDU und SPD. Die saarländische Landesregierung solle durch verbindliche Maßnahmen darauf hinwirken, dass alle Schülerinnen und Schüler mit ausführlicher Vor- und Nachbereitung einen solchen Besuch absolvierten.

„Im Saarland ist das kein freiwilliges Angebot, sondern ein verpflichtender Teil der schulischen Bildung, weil Verantwortung nicht verhandelbar ist“, erklärte Bildungsministerin Streichert-Clivot. Die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Vergangenheit sei nicht nur eine Bildungsaufgabe, sondern Grundpfeiler der politischen und gesellschaftlichen Verantwortung. „In einer Zeit, in der antisemitische Hetze, rassistische Parolen und Angriffe auf unsere Demokratie wieder lauter werden, dürfen wir nicht schweigen“, betonte die SPD-Politikerin.

Bundesfamilienministerin Prien sagte zuvor den Zeitungen der Essener Funke Mediengruppe (Donnerstag), dass die Lehrpläne einen Pflichtbesuch vorsehen sollten. Lehrpläne für die Schulen sind Ländersache. In einigen Bundesländern sind für bestimmte Schulformen Gedenkstättenbesuche verpflichtend, jedoch nicht in allen.

Die Besuche müssen Prien zufolge „in guten Unterricht“ eingebettet sein, „sonst bringt es wenig“. Es gehe um das Wissen, wie so etwas wie der Nationalsozialismus entstehen konnte. „Die nationalsozialistische Gewaltherrschaft und der Judenmord haben ja nicht in Auschwitz begonnen“, unterstrich die Bundesfamilienministerin. „Es begann mit einer schleichenden Entrechtung, Entmenschlichung, Enteignung.“ Es gebe viele Wege, entsprechendes Wissen zu vermitteln, „aber es muss pädagogisch gut gemacht sein“, führte die Ministerin aus: „Der Besuch eines KZs allein macht noch keine Antifaschisten und keine Demokraten.“

Generell müssten Schule und Gesellschaft Empathie vermitteln, erklärte die CDU-Politikerin. Wer nicht Mitgefühl für seinen Nächsten empfinde, sei eher verführbar. „Wir müssen Kindern beibringen, dass Menschenwürde etwas wahnsinnig Kostbares ist und immer wieder beschützt werden muss“, unterstrich sie. Das könnten nicht nur Schulen und Eltern, sondern auch Vereine und Jugendarbeit. „Jemand, der bei den Pfadfindern lernt, für andere einzustehen und Verantwortung zu übernehmen, der ist besser davor gefeit, solchen unmenschlichen Ideologien auf den Leim zu gehen“, sagte sie den Funke-Zeitungen.