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“Reporter ohne Grenzen” warnt vor wachsendem Druck auf Journalisten

Die Journalistenorganisation „Reporter ohne Grenzen“ warnt vor wachsendem Druck auf Medienschaffende. Insbesondere bei der Berichterstattung zum Kriegsgeschehen im Nahen Osten habe es immer wieder „Alarmsignale“ von Reportern gegeben, die „von Einschränkungen ihrer Arbeit erzählen“, sagte Katharina Weiß von „Reporter ohne Grenzen“ am Dienstag dem WDR-Radio in Köln. Weiß ist Co-Autorin des Berichts „Nahaufnahme 2025“ zur Lage der Pressefreiheit in Deutschland.

Die Reporterinnen und Reporter seien vor allem bei der Berichterstattung zu den militärischen Auseinandersetzungen im Nahen Osten „externem Druck“ ausgesetzt gewesen. Bei der Befragung von mehr als 60 Medienschaffenden seien in diesem Zusammenhang Begriffe wie „Angst, Erschöpfung und teilweise Selbstzensur“ genannt worden. Die Journalisten hätten bei der Berichterstattung etwa zur israelischen Kriegsführung einen „beispiellosen gesellschaftlichen und redaktionellen Druck“ erlebt. Zudem seien Quellen des israelischen Militärs „unhinterfragt übernommen“ worden, während palästinensische Quellen kritisch überprüft und „teilweise auch gar nicht verwendet wurden“.

Für das Jahr 2024 hat „Reporter ohne Grenzen“ 89 Attacken auf Medienschaffende und Medienhäuser in Deutschland dokumentiert. Das war gegenüber dem Jahr zuvor mehr als eine Verdopplung (2023: 41 Angriffe). Gewalt gegen Journalisten sei vor allem im Brennpunkt Berlin ein Thema, wo sich 49 der bundesweit dokumentierten Fälle ereigneten, hieß es. Die meisten Übergriffe seien am Rande von Nahost-Demonstrationen gezählt worden. 29 dieser Attacken richteten sich gegen zwei Reporter, die immer wieder angegriffen worden seien.

Im Rest Deutschlands gerieten Medienschaffende weiterhin zumeist bei der Berichterstattung von rechtsextremen und verschwörungstheoretischen Versammlungen in Gefahr. Dort seien für das vergangene Jahr 21 Übergriffe gezählt worden, teilte „Reporter ohne Grenzen“ mit.

Grundsätzlich hält sich laut der Journalistenorganisation die Medienvielfalt in Deutschland weiterhin auf einem international hohen Niveau, doch wirtschaftlicher Druck gefährde sie zunehmend. Auf der weltweiten Rangliste der Pressefreiheit von „Reporter ohne Grenzen“ steht Deutschland auf Platz zehn von 180 Staaten.