Es passiert momentan nicht oft, dass man beim Blick in die Nachrichten vor Freude in die Hände klatschen möchte. Hier aber ist ein echter Grund zum Jubeln: Das EU-Parlament will ein „Recht auf Reparatur“ gesetzlich verankern: Verkäufer sollen verpflichtet werden, innerhalb der Garantiezeit eine Reparatur anzubieten. Das ist uneingeschränkt zu begrüßen.
Berge von Abfall könnten so vermieden werden; nach Schätzungen der EU etwa 35 Millionen Tonnen Müll im Jahr in Europa. Der sich immer weiter ausbreitende Wahnsinn würde gestoppt, dass Hersteller überhaupt kein Interesse mehr daran zu haben scheinen, ihre Geräte reparieren zu lassen, sondern bei Defekt lieber gleich durch ein Neugerät austauschen lassen wollen. Und vielleicht käme es auf diesem Weg ja auch dazu, dass die Menschen wieder mehr Wertschätzung lernen würden für die Dinge in ihrem Besitz. Denn diese Wertschätzung ist in der Konsum- und Wegwerfgesellschaft weitgehend verloren gegangen.
Instandhaltung statt Kauf von Ersatz
Bei Oma und Opa war das anders. Und die Älteren unter uns kennen es auch noch von ihren Eltern: Die konnten Socken stopfen. Schuhe besohlen. Hosen flicken. Ein Möbelstück war in die Jahre gekommen? Ja meine Güte, dann schleift man es eben ab, neuer Lack drauf. Fertig. Die Holzpuppe, das erste Fahrrad, der Drachen („Windvogel“) – da wurde nichts weggeworfen, sondern mit Sorgfalt instand gehalten.
Sicher. Man kann und will die Uhr nicht zurückdrehen (auch die konnte Vater übrigens reparieren). Auf Kaufen und Konsum beruht schließlich der Kapitalismus, und damit unser Wohlstand. Und Shoppen macht ja auch Spaß.
Aber: Die Welt ist längst an dem Punkt angekommen, an dem ungebremster Verbrauch und ungehemmtes Wegwerfen in den Abgrund führen. Nachhaltigkeit ist eine der größten Herausforderungen für das Überleben der Menschheit.
Repair-Cafés als Anlaufstelle
Und, ganz nebenbei: Nicht nur Shoppen macht Spaß. Den kann man auch beim Reparieren erleben. Zum Beispiel in sogenannten Repair Cafés. Das sind ehrenamtliche, regelmäßig stattfindende Reparatur-Initiativen, die kostenlos Reparaturen anbieten: „Hilfe zur Selbsthilfe“. Kaputte Alltagsgegenstände können dort in angenehmer Atmosphäre gemeinschaftlich repariert werden: elektrische und mechanische Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik, Textilien, Fahrräder, Spielzeug und andere Dinge. Eine tolle Idee, gerade auch für Kirchengemeinden. So können Fachleute, gerne auch die im Ruhestand, anderen helfen. Eine wunderbare Gelegenheit, mit Menschen in Kontakt zu kommen.