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Religion und Queerness in der Diskussion

Im Rahmen der Pride Week lädt das Forum Anscharhöhe in Hamburg zu einem Austausch über das Verhältnis von Religionen zu Queerness ein. Das Ziel: mehr Unterstützung und Offenheit.

Kirche und Queer – das passt zusammen, sagen viele
Kirche und Queer – das passt zusammen, sagen vieleThomas Lohnes / epd

Sich zu outen und im eigenen Umfeld Akzeptanz finden – für viele immer noch ein schwieriges Thema. Doch wie gehen Religion und Queersein zusammen? Dieser Frage geht Tobias Nowoczyn, Vorstand der Stiftung Anscharhöhe in Hamburg-Eppendorf, nach. „Für uns ist es ein Thema, weil wir als diakonische Stiftung für das Thema Vielfalt stehen.

Und für uns bedeutet Vielfalt auch Queerness.“ Er glaubt, dass Queerness und Religion sehr gut zusammenpassen – wisse aber darum, dass das in verschiedenen Religionen und Konfessionen nicht immer so gewesen ist.

Diskussion zur Pride Week

Am 31. Juli soll es anlässlich der Pride Week um genau dieses Thema im Forum Anscharhöhe gehen. „Wir möchten mit der Veranstaltung Mut machen, Religion und Queerness zusammen zu denken und zu sehen“, lädt Nowoczyn ein. Neben einer Podiumsdiskussion sind Fachvorträge und Zeit zum Austausch geplant. „Das Thema wurde eigentlich von allen Religionen immer wieder aufgegriffen und Sexualität als Mittel genutzt, um Menschen in bestimmte Rollenbilder zu bringen und um Menschen zu einer bestimmten Art und Weise des Lebens zu bringen.“

Tobias Nowoczyn lädt zum Gespräch über Religion und Queerness ein
Tobias Nowoczyn lädt zum Gespräch über Religion und Queerness einMarieke Lohse

Einerseits spiele der kulturelle Background eine Rolle, andererseits das Verständnis der eigenen Religion. Die Veranstaltung gibt Einblicke in die Sichtweisen von Christentum, Islam und Judentum. Dadurch trage sie zum gesellschaftlichen Dialog bei und dazu, sich dem Thema Queerness zu öffnen, sagt Nowoczyn. „Wir merken, dass sich das sehr ändert, dass das aufgebrochen wird. Und da möchten wir gerne mitwirken, weil wir finden, dass alle Formen der Sexualität, die selbstbestimmt sind, zum Leben und zur Religion dazugehören“, beschreibt der Politikwissenschaftler.

Religionsgemeinschaften zu mehr Offenheit einladen

Eingeladen sind Expertinnen und Experten der jeweiligen Religionen. Pastor Nils Christiansen für die evangelische Seite, Andrea Hniopek für die katholische und Monty Ott und Tugay Saraç für Judentum und Islam. „Alle Religionen haben in ihrer Geschichte, dass sie da nicht offen waren. Manche sind es bis heute noch nicht so stark, manche sind es stärker“, erklärt Nowoczyn. Er sei sicher, dass es in jeder Religion noch Themen und Baustellen gebe, an denen gearbeitet werden könne. „Dazu möchten wir beitragen, mit der Veranstaltung darüber nachzudenken und sich auch zu stärken und zu wissen: Religion und Queerness passt zusammen.“

Die Veranstaltung sei nicht nur wissenschaftlich angelegt. Es gehe auch um Praxisnähe und die Erfahrungen, die das Publikum gemacht hat. „Es können Fragen gestellt und eigene Erfahrungen diskutiert werden.“ Außerdem soll es darum gehen, wie Religion und Queerness gestärkt und Religionsgemeinschaften zu mehr Offenheit eingeladen werden können.

Religion und Vielfalt gehören zusammen

Aus dem Verständnis der Stiftung Anscharhöhe gehören Religion und Vielfalt zusammen. „Wir sagen, dass das Ebenbild Gottes vielfältig ist. Und damit ist auch die Vielfalt ein Teil dessen, was wir, was Gott möchte und was wir stärken möchten“, erklärt Nowoczyn. Jede Art von Leben gehöre da dazu.

„Ich kann mir vorstellen, dass es Menschen gibt, die schlechte Erfahrungen gemacht haben, die diskriminiert wurden, die ausgeschlossen wurden.“ In der Veranstaltung gehe es auch darum, ihnen Hinweise zu geben, wie sie darauf reagieren können, was sie sagen können, was sie vielleicht auch religiös begründet sagen können, wenn ihnen mit Religion ein Ausschluss droht, hofft der 56-Jährige, der Queerness als Dialogthema versteht.

Religion und Queerness passe thematisch nicht nur zur Pride Week, sagt Nowoczyn. „Es passt auch gut zu Hamburg, weil Hamburg eine offene Stadt ist. Und auch die Religionsgemeinschaften in Hamburg sind recht offen.“ Für ihn selbst ist es ein Herzensthema: „Ich wünsche mir, dass Menschen, die queer sind, gestärkt aus der Veranstaltung herausgehen, wissen, wo sie Menschen finden, die sie unterstützen werden. Und ich wünsche mir, dass alle, die vielleicht noch nicht so unterstützen, zu Unterstützenden werden.“

Die Veranstaltung „Religion und Queerness“ vom Forum Anscharhöhe findet statt am Mittwoch, 31. Juli, um 17 Uhr im Gemeindesaal, Tarpenbekstraße 107. Infos unter www.anscharhoehe.de