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Reich? Oder superreich?

Wie viel Geld haben Sie? Und zählen Sie damit eher zu den Reichen oder zu den Armen? Der Abstand zwischen den beiden Gruppen jedenfalls wächst und wächst

62 Superreiche besitzen genau so viel wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung. Diese Meldung sorgte für Wirbel. Wenn es bei der Verteilung von Reichtum und Geld derart groteske Unterschiede gibt, so die Meinung in Talkshows und Zeitungskommentaren, dann ist das ein Skandal.
Das Problem dabei: Die Zahlen, auf die sich diese Meldung bezieht, sind nicht unangreifbar. Zusammengestellt hat sie Oxfam, eine  respektable Hilfs- und Entwicklungsorganisation, die sich für eine gerechtere Welt ohne Armut einsetzt. Regelmäßig vor dem jährlichen Weltwirtschaftsgipfel in Davos veröffentlicht Oxfam einen Bericht zur Lage von Arm und Reich weltweit.
Und regelmäßig muss sich Oxfam den Vorwurf gefallen lassen, die Zahlen so zu präsentieren, wie sie den Aktivisten am besten ins Konzept passen.
Reich und arm – was ist das überhaupt?
Für das gewerkschaftsnahe Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut (WSI) in Düsseldorf gilt als reich, wer mindestens über das Doppelte des durchschnittlichen Einkommens verfügt. Sehr reich ist jemand, der das Dreifache oder mehr sein Eigen nennt. In Deutschland wären das etwa 3000 beziehungsweise 4500 Euro Einkommen netto im Monat.
Man darf annehmen, dass die Betroffenen das anders sehen. Reich – nach landläufiger Meinung zählen dazu große Vermögen, herrschaftliche Häuser, Luxusautos, Flugzeuge, eine Yacht. Richtig reich ist der amerikanische Milliardär, der russische Oligarch, der Öl-Scheich aus der Wüste – und nicht der Schulleiter oder Dachdeckermeister mit 5-Mann-Betrieb aus der Nachbarschaft.
Aus Sicht eines Straßenhändlers in Kuba kann allerdings auch die Zahnarzthelferin aus Dortmund „richtig reich“ sein. Reichtum ist eben keine Angelegenheit von absoluten Zahlen. Sondern eine Verhältnis-Bestimmung. Reich ist, wer mehr hat als ich selbst. Da kann auch immer ein bisschen Neid mitschwingen.
Es mögen 62 Superreiche sein. Oder 57. Oder 100. Egal. In der Sache hat Oxfam Recht. Die Unterschiede in der Bevölkerung werden immer größer. Das ist unbestritten. Für Deutschland hält das Bundessozialministerium fest: Die oberen zehn Prozent der Haushalte verfügten hierzulande 2013 über 51,9 Prozent des Nettovermögens. 1998 waren es noch 45,1 Prozent. Die unteren 50 Prozent der Haushalte besaßen 2013 ein Prozent des Nettovermögens; 1998 noch 2,9 Prozent.
Immer mehr Menschen haben weniger Geld. Dafür konzentriert sich immer mehr Geld auf immer weniger Reiche. Unternehmen scheffeln Milliarden, zahlen aber keine Steuern. Banken jonglieren mit irrsinnigen Summen; geht es gut, dürfen sie die Gewinne behalten. Bei Verlusten haften die Steuerzahler. Heuschrecken-Investoren zerlegen Betriebe, machen Tausende arbeitslos, streichen dafür Millionenzahlungen ein.
Da läuft etwas schief. Arm und Reich – das ist nicht nur eine Frage von Neid. Sondern auch, welchen Grad an Ungerechtigkeit wir bereit sind zuzulassen.