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Reformation war auch in Südwestfalen verspätet

UK 5/2017, Reformation in Westfalen (Seite 2: „Die verspätete Reformation“)
Den Artikel habe ich mit großem Interesse gelesen. Leider vermisse ich jeden Hinweis auf Südwestfalen (Sauerland, Wittgenstein, Siegerland). Auch hier setzte die Reformation im Wesentlichen verzögert ein beziehungsweise kam im Fall der erfolgreichen Einführung erst spät zum Abschluss. Zudem sind einige Besonderheiten festzustellen:
1. Es gab auf westfälischem Boden nicht nur die im Artikel genannten vier Fürstbistümer Minden, Münster, Osnabrück und Paderborn, sondern als weiteres geistliches Territorium, wenn auch mit Sitz in Köln, das Herzogtum Westfalen, das im Wesentlichen den heutigen Hochsauerlandkreis und den Kreis Olpe abdeckte. Hier sind mehrere Reformationsversuche (Hermann von Wied, 1546 gescheitert, Gebhard Truchseß von Waldburg, 1583 gescheitert) festzustellen. Interessant ist aber, dass die heute größtenteils zur Stadt Medebach (NRW), zum anderen Teil zu Waldeck (Hessen) gehörigen Orte der sogenannten Freigrafschaft Düdinghausen aufgrund einer Verpfändung an die Herren von Büren protestantisch geworden waren und in einem endgültigen Vergleich 1663 zwischen Kurköln und dem protestantischen Waldeck geteilt wurden. Im kurkölnischen Teil war die Gegenreformation erfolgreich. Aber noch 1804 gab es in Düdinghausen einzelne Protestanten und eine evangelische Kirche!
2. Wittgenstein war seit 1517 in eine Nord- und Südgrafschaft geteilt. Im Norden „besorgte“ Philipp der Großmütige von Hessen dem Grafen Johann mit Margarethe von Henneberg eine bereits protestantische Ehefrau, welche seit 1534 die Reformation vorantrieb. Im Süden war es ebenfalls eine Frau, die Gattin des Grafen Wilhelm, Johannette von Ysenburg-Grenzau, auf deren Betreiben um 1550 der Wechsel vom katholischen zum evangelischen Glauben vollzogen wurde. 1555 wurde eine lutherische Kirchenordnung erlassen. Um 1575 schließlich erfolgte durch den Grafen Ludwig d. Ä. der Übergang zum reformierten Bekenntnis, das er während seiner Tätigkeit als Großhofmeister beim Kurfürsten Friedrich III. von der Pfalz kennengelernt hatte.
3. Im Siegerland kam es unter Wilhelm dem Reichen von Nassau-Dillenburg 1534 zur Einführung der Reformation durch eine lutherische Kirchenordnung, 1578 schließlich einer reformierten.
An diesen Beispielen ist deutlich erkennbar, dass der südwestfälische Raum in einer Darstellung der Reformationsgeschichte keineswegs vernachlässigt werden sollte.

Dr. Friedrich Opes, Winterberg