Der Psychologe Johann Majer von der Universität Hildesheim sieht mit Blick auf die konfliktreichen Haushaltsberatungen des Bundestages die Gefahr, dass die Interessen künftiger Generationen ins Hintertreffen geraten. „Verhandlungsparteien neigen dazu, die Interessen der gegenwärtigen Generationen auf Kosten nachfolgender Generationen umzusetzen“, sagte der promovierte Sozialpsychologe dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zu befürchten sei etwa, dass Investitionen für die klimagerechte Transformation der Gesellschaft ausbleiben. Die jüngsten Verhandlungen über einen Nachtragsetat für 2023 seien daher ein wichtiges Signal. Aber auch in folgenden Haushaltsverhandlungen müssten die Interessen künftiger Generationen im Blick behalten werden.
Majer erforscht, zusammen mit Wissenschaftlerinnen der Universität Lüneburg, die Herausforderungen intergenerationeller Verhandlungen. „Wir haben in sozial-interaktiven Experimenten mit mehr als 500 Teilnehmenden herausgefunden, dass Konfliktparteien in Verhandlungen klar ihre gegenwärtigen Interessen priorisieren gegenüber den Interessen zukünftiger Generationen“, sagte Majer. „Selbst wenn die Konsequenzen für künftige Generationen schwerwiegend sind, neigen Verhandlungsparteien dazu die Interessen künftiger Generationen nur unzureichend zu berücksichtigen.“ Umso mehr müssten sich Politiker ihre Verantwortung bewusst machen und sich um eine gerechte Balance zwischen gegenwärtigen und künftigen Interessen bemühen.