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Programm der Brandenburger Gedenkstätten zum 80. Jahrestag

80 Jahre Befreiung, letzte Zeitzeugen, mahnende Erinnerungen: Die letzten Überlebenden der NS-Konzentrationslager kehren ein letztes Mal an die Gedenkorte zurück. Für Aufsehen sorgten Äußerungen eines AfD-Politikers.

Zum 80. Jahrestag der Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrationslager Ravensbrück und Sachsenhausen werden insgesamt 17 Überlebende am 8. Mai in Brandenburg erwartet. “Sie stehen im Zentrum der Gedenkfeiern”, sagte der Direktor der Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten, Axel Drecoll, am Donnerstag bei der Vorstellung des Gedenkprogramms in Berlin. “Die Überlebenden reichen uns die Hand, auch, um uns daran zu erinnern, wie zerbrechlich unsere Demokratie ist und wie wenig selbstverständlich die unverbrüchliche Geltung von Menschenrechten, die Akzeptanz von Vielfalt und ein respektvolles und solidarisches Miteinander ohne Ansehen von Herkunft, Religion, Hautfarbe oder Geschlecht sind.”

Die unter anderem aus Polen, Israel und der Ukraine anreisenden Überlebenden sind mittlerweile alle zwischen 90 und 100 Jahren alt. Für die Arbeit in den Gedenkstätten ist es laut Drecoll eine deutliche Zäsur, “dass diese Menschen kaum noch da sind, und wohl auch ein letztes Mal bei uns.” Geplant ist nach Angaben der stellvertretenden Leiterin der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen, Astrid Ley, unter anderem ein Zeitzeugengespräch mit dem 100-jährigen Nikolai Urban aus Charkiw, der Zwangsarbeit für die “Deutsche Maschinen AG” leisten musste, bevor er kurz vor der Befreiung Berlins zur Roten Armee überlaufen konnte.

Zudem soll auch an den 80. Jahrestag der Gründung des sowjetischen Speziallagers Sachsenhausen erinnert werden, das von 1945 bis 1950 auf dem Gelände des vorherigen Konzentrationslagers bestand. Geplant sind mehrere Ausstellungen. Dabei soll es etwa um den Widerstand im Lager sowie um das kleinere, unbekanntere Männerlager Ravensbrück gehen.

Für Kritik sorgte das Auftreten des AfD-Abgeordneten Dominik Kaufner im Kulturausschuss des Brandenburger Landtags. Er hatte am Mittwoch den 8. Mai als Tag der Befreiung in Frage gestellt. Ohne den Namen des Politikers konkret zu nennen, beklagte Brandenburgs Kulturstaatssekretär Tobias Dünow (SPD), dass es über Fragen der Erinnerungspolitik keinen Konsens mehr gebe.

“Dass wir diametral entgegengesetzte Auffassungen zu denen der AfD haben, ist sehr deutlich geworden”, sagte Drecoll. Es sei noch nicht final geklärt, ob AfD-Abgeordnete zu den Gedenkveranstaltungen eingeladen werden. “Ein Niederlegen von Kränzen durch die AfD werden wir nicht zulasse”, sagte Drecoll. “Und ich halte auch das Einladen für unwahrscheinlich.”